Lungenentzündung: NGOs befürchten 9 Millionen vermeidbare Todesfälle

Berlin (ots) – Anlässlich des „Global Forum on Childhood Pneumonia“ schlagen neun führende Gesundheits- und Kinderorganisationen (ISGlobal, Save the Children, Unicef, Every Breath Counts, „la Caixa“ Foundation, die Bill & Melinda Gates Foundation, USAID, Unitaid und Gavi) Alarm. Die Organisationen rechnen mit 9 Millionen vermeidbaren Todesfällen innerhalb der nächsten 10 Jahre unter Kleinkindern, wenn nicht gehandelt wird. Keine andere Infektionskrankheit führt bereits zu mehr Todesfällen. Alle 39 Sekunden erliegt weltweit ein Kleinkind der durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelösten Krankheit. Im vergangenen Jahr waren dies 800 000 Mädchen und Jungen unter 5 Jahren.

Obwohl einige Arten von Lungenentzündungen mit Impfstoffen vollständig verhindert und bei richtiger Diagnose leicht mit kostengünstigen Antibiotika behandelt werden können, sind immer noch Millionen von Kindern ungeimpft. Jedes dritte, das bereits konkreten Symptomen aufweist, erhält außerdem keine medizinische Versorgung. Besonders betroffen sind hier Mädchen und Jungen in den ohnehin schon ärmsten Ländern der Welt. Einer Hochrechnung der Johns Hopkins University zufolge könnten die 8,9 Millionen befürchteten Todesfälle innerhalb der nächsten Dekade, schon durch stärkere Maßnahmen zur Minderung von Mangelernährung um 3,9 Millionen reduziert werden. Darüber sind Gesundheitsmaßnahmen wie die Bereitstellung von Antibiotika, die Erhöhung der Impfstoffversorgung und Steigerung von Stillraten Schlüsselmaßnahmen, um das Erkrankungsrisiko zu reduzieren. Ein weiterer Faktor ist der Kampf gegen Luftverschmutzung. 91 Prozent der Weltbevölkerung atmet Außenluft, die die Grenzwerte der WHO übersteigt. Laut einer Studie des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME-GBD) trägt Luftverschmutzung weltweit zu 17,5 Prozent der Todesfälle im Kontext von Lungenentzündungen bei.

Kevin Watkins, Chief Executive von Save the Children UK:

„Es wäre moralisch nicht zu rechtfertigen, dass weiterhin Millionen von Kindern aus Mangel an Impfstoffen, erschwinglichen Antibiotika und routinemäßiger Sauerstoffbehandlung sterben. Die Zahl der Leben, die gerettet werden könnten, ist potenziell sogar noch viel höher. In den Hochrechnungen werden Faktoren wie die Verfügbarkeit von medizinischem Sauerstoff oder Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung, einem wichtigen Risikofaktor für Lungenentzündungen, noch nicht berücksichtigt.“

Henrietta Fore, Exekutivdirektorin von Unicef:

„Wenn wir es ernst meinen mit der Rettung von Kinderleben, müssen wir die Lungenentzündung entschieden bekämpfen. Wie der aktuelle Ausbruch des Coronavirus zeigt, erfordert dies eine Verbesserung von Früherkennung und Prävention. Es bedeutet, die richtige Diagnose zu stellen und die richtige Behandlung zu verschreiben. Es bedeutet auch, die Hauptursachen für tödlich verlaufende Lungenentzündungen, dazu gehören Mangelernährung und mangelnden Zugang zu Impfstoffen und Antibiotika, zu bekämpfen und die schwierigere Herausforderung der Luftverschmutzung anzugehen.“

Dr. Seth Berkley, CEO von Gavi, der Impfallianz:

„Pneumokokken-Lungenentzündung ist eine leicht vermeidbare, oft behandelbare Krankheit. Eltern sollten nicht den Schmerz erleiden müssen, ihr Kind an diese Krankheit zu verlieren. In den letzten zehn Jahren haben mehr Kinder denn je, die lebensrettenden Pneumokokken-Impfstoff erhalten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir diese Bemühungen fortsetzen, um die nächste Generation vor dieser tödlichen Krankheit zu schützen. Die Gavi-Geberkonferenz im Juni wird der internationalen Gemeinschaft die Möglichkeit bieten, uns dabei zu unterstützen.“

Quique Bassat, Professor am Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) und Vorsitzender des „Global Forum on Childhood Pneumonia“:

„Die Krankheit, an der die meisten Kinder auf der Welt sterben, darf im Hinblick auf die knappen globalen Forschungsmittel nicht länger vernachlässigt werden. Forschung und Innovation müssen einen politischen Wandel vorantreiben und den Weg für eine weitere Senkung der auf Lungenentzündung basierenden Sterberate ebnen“.

Leith Greenslade, Koordinatorin der Every Breath Counts Coalition:

„Diese Analyse zeigt, dass kollektive Maßnahmen zum Schutz von Kindern vor Lungenentzündung die nationalen Anstrengungen zur Einhaltung der Sustainable Development Goals verstärken können. Regierungen und internationale Entwicklungsorganisationen müssen dringend handeln, um die an den stärksten gefährdeten Kindern vor Unterernährung und Luftverschmutzung zu schützen und sicherzustellen, dass sie Impfstoffe gegen Lungenentzündung, eine schnelle Diagnose, kinderfreundliche Antibiotika und Sauerstoff erhalten, wenn sie krank werden. Wenn nicht gehandelt wird, stehen 9 Millionen Kinderleben auf dem Spiel.“

Zu den Ankündigungen, die auf dem Forum gemacht werden sollen, gehören außerdem ein preiswerterer Impfstoff des Serum Institute of India gegen Lungenentzündungen und politische Zusagen von Regierungen in stark betroffenen Ländern zur Entwicklung von Strategien zur Verringerung der Todesfallrate im Zusammenhang mit Lungenentzündungen.

Inhalt und Fallstudien zum Download: https://www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2S5AK390

Fotos und Zusatzinformationen zum Download: https://weshare.unicef.org/Package/2AM408WAPHWF

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in über 120 Ländern im Einsatz. Save the Children ist da für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen – seit 100 Jahren und darüber hinaus. Diese Kinder zu schützen, zu stärken und zu fördern ist das zentrale Anliegen der Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt sowie Überleben und Gesundheit. Save the Children setzt sich ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.

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