An Abstand nicht zu denken / Kommentar von Philipp Siebert zum 1. Mai in Berlin

An Abstand nicht zu denken / Kommentar von Philipp Siebert zum 1. Mai in Berlin

Berlin (ots) – Kurzform: Das Vorgehen der Polizei vermittelt den Eindruck, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Verstöße gegen den Infektionsschutz werden bei jedem Bürger geahndet. Wer sich im Park auf eine Wiese legt, in einer Schlange vor der Eisdiele zu dicht aufrückt oder Bekannte besucht, muss im schlimmsten Fall mit einem Bußgeld rechnen. Wer allerdings als linker Chaot oder Schaulustiger dicht an dicht durch Kreuzberg marodiert, hat scheinbar nichts zu befürchten. Möglicherweise werden wir dank des diesjährigen 1. Mai in den kommenden Wochen wieder einen Anstieg der mit dem Coronavirus Infizierten in Berlin verzeichnen. Es ist zu befürchten.

Der vollständige Kommentar: Die Berliner Polizei hat am diesjährigen 1. Mai vieles richtig gemacht. Linke Chaoten wollten allen Warnungen und coronabedingten Verboten zum Trotz demonstrierend durch Kreuzberg ziehen. Die Beamten stellten sich aber klug auf und verhinderten an vielen neuralgischen Punkten ein Weiterkommen. Dennoch gelang es nicht, große Menschenansammlungen zu verhindern. In Teilen zu Hunderten standen Demonstrierende und Schaulustige oft ohne Mundschutz dicht zusammen.
Die Spitzen von Politik und Polizei zogen zwar im Nachgang eine positive Bilanz. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte allerdings im Vorfeld angekündigt, dass der Infektionsschutz über allem stehe und bei Verstößen gegen die Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus konsequent vorgegangen werden soll. Misst man ihn an diesen Worten, muss man konstatieren, dass hier versagt wurde. Natürlich ist es schwierig, das in einer Masse von mehreren Tausend Menschen durchzusetzen. Es aber im Vorfeld selbstbewusst anzukündigen und dann doch nicht zu tun, zeigt, wie überfordert die Sicherheitsbehörden am 1. Mai mit der Situation waren.
Das Vorgehen der Polizei vermittelt den Eindruck, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Verstöße gegen den Infektionsschutz werden bei jedem Bürger geahndet. Wer sich im Park auf eine Wiese legt, in einer Schlange vor der Eisdiele zu dicht aufrückt oder Bekannte besucht, muss im schlimmsten Fall mit einem Bußgeld rechnen. Wer allerdings als linker Chaot oder Schaulustiger dicht an dicht durch Kreuzberg marodiert, hat scheinbar nichts zu befürchten. Möglicherweise werden wir dank des diesjährigen 1. Mai in den kommenden Wochen wieder einen Anstieg der mit dem Coronavirus Infizierten in Berlin verzeichnen. Es ist zu befürchten.

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