Niederösterreichische Industrie bangt vor herausforderndem Winter

Niederösterreichische Industrie bangt vor herausforderndem Winter

Unsicherheit aufgrund hoher Energiepreise und instabiler Lieferketten lassen das Konjunkturbarometer der IV-NÖ im 3. Quartal regelrecht abstürzen.

Wien (OTS) – „Konjunkturell liegt ein sehr schwieriger Winter mit vielen Unsicherheitsfaktoren für die Unternehmen vor uns. Jeder muss davon ausgehen, dass sich die Energiekosten noch weiter massiv auf die Preise und die Konjunktur auswirken werden. Die Unternehmen brauchen aber Planungssicherheit und sind auf kalkulierbare Energiepreise angewiesen, um überhaupt arbeiten zu können“, fasst Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung NÖ (IV-NÖ), die Situation in der NÖ Industrie zusammen.

Das IV-NÖ-Konjunkturbarometer, mit dem das Geschäftsklima als Mittelwert zwischen der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten erfasst wird, ist im dritten Quartal 2022 wieder von +5,1 Punkten in den negativen Bereich auf -6,7 Punkte abgestürzt. Auch bei den Detailergebnissen überwiegt der Pessimismus. An der Befragung, die die Industriellenvereinigung Niederösterreich quartalsweise durchführt, haben dieses Mal 45 Unternehmen mit insgesamt 23.218 Beschäftigten teilgenommen.

Forderung nach rasch umsetzbaren Energiepreis-Maßnahmen
Auch der Bewertungssaldo für die Geschäftslage in sechs Monaten ist diesmal von -31 auf nunmehr -45 Punkte gesunken, und liegt heuer zum dritten Mal deutlich im negativen Bereich. Mehr als jeder zweite der befragten Betriebe rechne mit einer schlechteren Geschäftslage in sechs Monaten. „Diese pessimistische Einschätzung für das nächste halbe Jahr ist vor allem auf die unkalkulierbare energiepolitische Lage zurückzuführen und bestätigt die industrielle Rezession in Österreich und Europa. Wir müssen daher so schnell wie möglich den Strompreis vom Gaspreis entkoppeln und in der EU krisentaugliche Rahmenbedingungen für Beihilfen schaffen“, so Salzer.

Produktionsbetriebe unter enormem Kostendruck
Ebenso die Entwicklung der Einnahmen in sechs Monaten wird skeptisch gesehen: Der Großteil (88%) rechnet mit gleichbleibenden bis schlechteren Erträgen in sechs Monaten, nur gerade mal 12 Prozent gehen von einer Verbesserung aus. „Die wirtschaftliche Stagnation und die in der Industrie zu erwartende Rezession setzt die heimischen Betriebe am Weltmarkt massiv unter Druck“, so Salzer. Eine Verzehnfachung der Energiepreise und drei Mal so hohe Gaspreis wie in den USA sind bedrohlich und wirken sich auf die Auslandsaufträge und die Wettbewerbsfähigkeit aus. Nur noch von jedem zweiten Unternehmen werden diese als „gut“ bezeichnet. „Die Betriebe brauchen Unterstützung oder verlieren Aufträge und müssen im Extremfall sogar abwandern. Die hohen Kosten spiegeln sich direkt in der Nachfrage nach niederösterreichischen Produkten am Weltmarkt wider. Wir brauchen rasches Handeln, um den Industriestandort zu erhalten“, fordert Salzer.

Rezession wirkt sich nicht auf Fachkräfte aus
Doch trotz der Rezession rechnet mehr als die Hälfte der Unternehmen (60%) mit einem gleichbleibenden Beschäftigtenstand in drei Monaten. Nur elf Prozent rechnen mit einem höheren Beschäftigtenstand und 29 Prozent gehen von einem niedrigeren Personalstand aus. „Es wird vermutlich eine Fluktuation der Fachkräfte von Unternehmen, die ihre Kapazitäten senken müssen, hin zu Unternehmen, die trotz der drohenden Rezession volle Auftragsbücher haben, geben. Das wird aber den allgemeinen Fachkräftemangel in Österreich nicht beheben“, so Salzer.

Zumindest beim Bewertungssaldo für den derzeitigen Auftragsbestand ist leichter Optimismus zu spüren: 93 Prozent der Betriebe bezeichnen diesen als gut oder saisonüblich.

Die IV-Konjunkturumfrage: Zur Befragungsmethode
Bei der Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag gibt, haben dieses Mal 45 Unternehmen mit insgesamt 23.218 Beschäftigten teilgenommen. Das Konjunkturbarometer ist der Mittelwert aus der Beurteilung der gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftsentwicklung bei den befragten Unternehmen. Bei den Detailergebnissen der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode zur Anwendung:
Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.

Weitere Informationen: www.iv.at

Mag. Michaela Roither
Industriellenvereinigung Niederösterreich
Geschäftsführerin
T 01 711 35-2443 | E michaela.roither@iv.at

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