Franz-Grabner-Preis 2023: „Weg damit – -Die Kunst der Entsorgung“ beste TV-Doku, „Lass mich fliegen“ bester Kinodokumentarfilm

Franz-Grabner-Preis 2023: „Weg damit – -Die Kunst der Entsorgung“ beste TV-Doku, „Lass mich fliegen“ bester Kinodokumentarfilm

Beide Preisträgerfilme mit ORF-Beteiligung entstanden – Auszeichnungen bei der Diagonale verliehen

Wien (OTS) – Heute, am Donnerstag, dem 23. März 2023, fand bei der Diagonale in Graz im Rahmen eines Festakts die Verleihung des Franz-Grabner-Preises für humanistisches Dokumentarfilmschaffen im Bereich Fernsehen und Kino statt. Die Auszeichnung im Andenken an den 2015 verstorbenen ORF-Journalisten und langjährigen Leiter der ORF-TV-Kulturdoku – initiiert von Familie Grabner, AAFP, Film Austria, ORF und dem steirischen Filmfestival – würdigt zum bereits sechsten Mal Filmschaffende für ihren im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvollen und glaubwürdigen Umgang mit dem Medium. Heuer gingen die Auszeichnungen an Karin Berghammers ORF-koproduzierte TV-Doku „Weg damit – Die Kunst der Entsorgung“, die den Weg des Abfalls aus philosophisch-künstlerischem Blickwinkel betrachtet, sowie an das von Evelyne Faye gestaltete Kinoporträt „Lass mich fliegen“ über vier junge Menschen mit Trisomie 21, das ebenfalls mit Beteiligung des ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens entstand. Die Festrede anlässlich der Preisverleihung, die von Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, Fernsehfonds Austria, Filmcommission Graz und dok.at unterstützt wurde, hielt der Journalist Köksal Baltaci. Das Preisgeld von jeweils 5.000 Euro – gestiftet von AAFP und ORF – ist für die Entwicklung des Folgeprojekts der Preisträger/innen vorgesehen.

Sharon Nuni, Leiterin ORF-TV-Kulturdoku: „Gesellschaftlich relevant, klug erzählt und ‚beim Menschen‘“

„Unser Kollege Franz Grabner war Redakteur, Journalist und Visionär:
Seine humanistische Haltung und seine Offenheit für Neues sind für uns bis heute Inspiration. Mit dem Preis wird sein Vermächtnis weitergeführt: Alle heuer nominierten und formal so unterschiedlichen Dokumentarfilme lösen diesen Anspruch ein. Sie sind gesellschaftlich relevant, klug erzählt und bleiben, wie Franz es so gerne formulierte, ‚beim Menschen‘“, sagt Sharon Nuni, Ressortleiterin der ORF-TV-Kulturdokumentationen und in dieser Position Nachfolgerin Franz Grabners. „Ich gratuliere beiden wohlverdienten Preisträgerproduktionen sehr herzlich, aber natürlich freue ich mich ganz besonders darüber, dass mit Karin Berghammers Arbeit ‚Weg damit – Die Kunst der Entsorgung‘ eine Koproduktion von Berghammer Film mit der ORF-TV-Kultur von der Jury ausgezeichnet wurde“, so Nuni.

Diagonale-Intendanten Höglinger & Schernhuber: „Stellenwert des österreichischen Kino- und Fernsehdokumentarfilms stärken“

„2016, im ersten Jahr, in dem wir die Diagonale leiten durften, wurde der Franz-Grabner-Preis initiiert, um im Andenken an den Namensgeber den Stellenwert des österreichischen Kino- und Fernsehdokumentarfilms zu stärken. Franz Grabner trat zeitlebens für Qualitätsjournalismus und einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein, der politisch unabhängig arbeiten kann und künstlerischen Visionen, auch Experimenten, den nötigen Raum einräumt. Ein Anspruch, der nach wie vor Gültigkeit hat und angesichts gegenwärtiger Debatten um die Zukunft des ORF mit vollem Selbstbewusstsein artikuliert werden sollte“, betonen die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber.

Auszüge aus den Jurybegründungen

Die Bewertung der sechs zum Franz-Grabner-Preis 2023 nominierten Filmproduktionen nahm eine vierköpfige Fachjury vor, bestehend aus Matthias Elwardt (Geschäftsführer Zeise Kinos Hamburg, DE), Gudrun Hanke-El Ghomri (Redakteurin und ARTE-Koordinatorin SWR, DE), Paul Pauwels (Filmproduzent, BE) und Robert Stachel (Autor und Kabarettist, AT). Hier Auszüge aus den Begründungen für die Preisträgerfilme:

„Weg damit – Die Kunst der Entsorgung“ von Karin Berghammer:
„Alltagspraktische filmische Beobachtungen, verbunden mit Anregungen, Sachverhalte und übliche Abläufe neu zu sehen, anders zu bewerten. Philosophische Reflexionen über Dinge, die auf den ersten Blick banal erscheinen. Der Film überzeugt durch die immer wieder überraschende Verbindung von Gegensätzlichem, eine gute Kamera und eine schlüssige Dramaturgie. Er widmet sich dem Müll und seiner Entsorgung: in der Stadt wie auf dem Land. Die enormen Müllmengen werfen ökologische Fragen auf und sagen andererseits auch viel über die Menschen aus. Die Philosophin und Künstlerin Elisabeth von Samsonow folgt dem Weggeworfenen – dem, wie sie sagt ‚Exkrement der Gesellschaft‘ – zu seiner jeweils nächsten Bestimmung. Tiefgründig und humorvoll ordnet sie das Gesehene ein, erstaunt uns mit ihren Assoziationen und Interpretationen. ‚Man kann nichts wirklich loswerden, es bleibt alles da‘, mahnt Samsonow. Ihre Gedanken klingen in uns nach“. Das konstatierte die Jury in ihrer Begründung.

„Lass mich fliegen“ von Evelyne Faye:
„Vier junge Erwachsene: Sie leben selbständig, alleine oder in Partnerschaft. Sie haben große Pläne für ihr Leben – Jobs, Heirat, Familie. Und sie haben das Down-Syndrom. Evelyn Faye erhielt nach der Geburt ihrer Tochter ebenfalls diese ‚Diagnose‘, erzählt sie eingangs und setzt eine Frage dagegen: ‚Was bedeutet sie für dein Streben nach Glück?‘ Wir sehen ihren Blick auf das fröhliche Kind, voller Zuversicht, dass diesem ein selbstbestimmtes Leben gelingen wird. Diese Hoffnung gründet überzeugend auf den einfühlsamen und gewitzten Porträts der vier Protagonisten. Das Down-Syndrom tritt in den Hintergrund der Erzählung. Wir sehen den Alltag, die Interessen, das Tun und Lassen, die Sorgen und Nöte von jungen Menschen – und wir sehen sie innerhalb einer Welt, in der ihre Besonderheit zur Normalität geworden ist. Der Optimismus, der starke Wille zu einem selbstbewussten Leben überträgt sich auf die Zuschauer/innen – und beflügelt selbst jene, die nicht gegen Widerstände und Vorurteile ankämpfen müssen auf dem Weg zu sich selbst.“ Mit diesen Worten begründete die Jury ihre Entscheidung.

Neben den beiden Preisträgerfilmen waren weiters nominiert: in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm die von Kim Kadlec gestaltete ORF-„Am Schauplatz“-Ausgabe „Wohnen um jeden Preis“ und die vierteilige TV-Serie „Visionen Bauen“ von Diego Breit Lira, in der Kategorie Kinodokumentarfilm die vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens geförderte Produktion „Zusammenleben“ von Thomas Fürhapter und Fabian Eders filmisches Zeitzeugen-Dokument „Der schönste Tag“.

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