Gegendarstellung und offener Brief an die Arbeitgebervertretung der Universitäten

Gegendarstellung und offener Brief an die Arbeitgebervertretung der Universitäten

Der ULV widerspricht den Ausführungen zur sondergesetzlichen Ermächtigung für ausufernde Befristungen von Arbeitsverträgen an Universitäten

Das Unwesen dieser Befristungen dient einzig und allein den Allmachtsfantasien bequemer Universitätsleitungen, die sich der arbeitsgerichtlichen Kontrolle dadurch entziehen, dass Beschäftigungsverhältnisse automatisch auslaufen. Wo war bitte die nun proklamierte „Generationengerechtigkeit“, als die Umgehungspraxis durch Vertragsunterbrechungen zu prekärer Beschäftigung von 20 und mehr Jahren geführt hat? Die Praxis der Rektorate hat bisher bewiesen, dass Gerechtigkeit nie eine Kategorie war, sondern man befristete, was das Gesetz und die Judikatur hergaben.

DIE FRAGE NACH DEM SINN

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, höchstqualifiziertes Universitätspersonal befristen zu müssen? Das ist die Frage, der man sich – wenn es nicht anders geht, auch wissenschaftlich – nähern müsste. Die Universitäten sind doch kein Durchhaus für Praktikant:innenstellen! Aus dem ministeriellen Umfeld war unlängst zu hören, dass die gesetzliche Grundlage für die Befristungen reformiert werden musste, weil die alte Regelung extrem kasuistisch gewesen wäre. Faktum ist, dass die Bestimmung in ihrer Stammfassung aus zwei Absätzen bestand, in der drei überschaubare Gruppen von Anwendungsfällen normiert waren. In der novellierten Fassung sind es mittlerweile neun Absätze, garniert mit schrecklichen Übergangsbestimmungen, vor denen selbst rechtskundige Profis kapitulieren. Der renommierte Arbeitsrechtler Günther Löschnigg nennt nach der neuen Rechtslage 18 Jahre Befristung als typische Konstellation für die Zukunft, wobei bemerkenswerter Weise kaum jemand sonst miteinkalkuliert, dass nach langer Qualifizierungs- und Bewährungskette ab Erreichen einer Professur nochmals sechs Jahre Befristung zusätzlich erlaubt sind. Generationengerechtigkeit? Echt jetzt?
NACHHALTIGER SCHADEN FÜR DIE WISSENSCHAFTSSTANDORTE IN ÖSTERREICH

Stefan Schön
Pressesprecher des ULV (Verband des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals der österreichischen Universitäten)
Stellvertretender Vorsitzender der Universitätsgewerkschaft der GÖD (Gewerkschaft öffentlicher Dienst)
schoen@mdw.ac.at
stefan.schoen@my.goed.at
Tel: +43 699 11240984

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