Ukraine-Importe bringen ausgeglichenen Zuckermarkt ins Wanken

Ukraine-Importe bringen ausgeglichenen Zuckermarkt ins Wanken

Überbordende Auflagen gefährden Wettbewerbsfähigkeit und Eigenversorgung

Der Rübenbauernbund für NÖ und Wien, die Interessenvertretung der rund 3.800 Rübenbauern in den Bundesländern Niederösterreich und Wien und damit die größte der vier regionalen Rübenbauernorganisationen mit insgesamt 5.200 Rübenbauern, hielt heute seine jährliche Generalversammlung ab.

Präsident Karpfinger berichtete, dass sich der Zuckermarkt in den letzten beiden Jahren stabilisiert hat und durch die Ausgewogenheit von Angebot und Nachfrage ein Preisniveau erreicht hat, unter dem es sich wirtschaftlich wieder lohnt, Zuckerrüben anzubauen. Das erkenne man auch an den deutlich gestiegenen Kontrahierungsflächen für das Anbaujahr 2024, wodurch die Versorgung der beiden österreichischen Zuckerfabriken gesichert ist. Trotzdem gibt es viele Schwierigkeiten und Unsicherheiten, die derzeit die Rübenbauernorganisationen beschäftigen.

FREIHANDELSABKOMMEN MIT DER UKRAINE

Die Ukraine spielte vor dem gegenwärtigen Krieg am europäischen Markt praktisch keine Rolle. Aufgrund der falsch verstandenen Solidarität der Europäischen Kommission wurden durch das gewährte Freihandelsabkommen in der Ukraine die Anbauflächen massiv ausgeweitet, wodurch die Importe bereits gewaltig angestiegen sind und für das kommende Jahr auf bis zu 1 Mio. Tonnen Zucker ansteigen könnten. Aktuell konnten bereits Marktstörungen in manchen Regionen festgestellt werden. Durch monatelange Interventionen bei der Europäischen Kommission wurde nun eingelenkt und zumindest für das Jahr 2024 Maßnahmen beschlossen, die bei Überschreiten der durchschnittlichen Importmengen aus 2022 und 2023 wieder Zölle für Importzucker auslösen. „Es ist ein erster, gemeinsamer Teilerfolg der europäischen Rübenbauernverbände, der europäischen Zuckerindustrieverbände und nicht zuletzt von Landwirtschaftsminister Totschnig, dass ein Umdenken in der Europäischen Kommission erwirkt wurde und die Importmenge auf ein verträgliches Maß reduziert werden soll“, zeigt sich Rübenbauernpräsident Ernst Karpfinger zufrieden. „Nun liegt es an der Kommission, dieser Maßnahme rasch Taten folgen zu lassen, denn es ist zu befürchten, dass die Ukraine die Importe bis zur vorgesehenen Überprüfung im Juni 2024 massiv steigert und damit diese Maßnahme zu spät greifen könnte“, fordert Karpfinger.

ÜBERBORDENDE AUFLAGEN GEFÄHRDEN WETTBEWERBSFÄHIGKEIT UND EIGENVERSORGUNG

Der Verordnungsentwurf der EU-Kommission, der eine Halbierung der Pflanzenschutzmittel bis 2030 vorgesehen hat, ist nun endgültig vom Tisch. Der zunächst unter massivem Mitwirken unseres EU-Abgeordneten Alexander Bernhuber vom EU-Parlament abgewiesene Verordnungsentwurf wurde nun – auch gestützt durch die Bauernproteste – von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen endgültig zurückgezogen. Es sollen nun weitere Gespräche unter Einbindung aller Interessenverbände – somit auch der Landwirtschaft – aufgenommen werden, um einen praxistauglichen Entwurf auszuarbeiten. „Wenn die EU-Kommission tatsächlich Interesse an einer Selbstversorgung Europas mit Nahrungsmitteln hat, unter anderem auch mit Zucker, dann brauchen wir auch gewisse Werkzeuge zum Schutz unserer Kulturpflanzen. Seit 2019 stehen den Rübenbauern rund ein Viertel der Pflanzenschutzmittel wegen der strengen Auflagen nicht mehr zur Verfügung und damit ist eine Kulturführung immer schwieriger geworden. Gleichzeitig öffnet die EU-Kommission die Türen für Importware, für die es kaum Auflagen gibt bzw. mit jenen, die wir hierzulande erfüllen müssen, nicht vergleichbar sind“, kritisiert Ernst Karpfinger die bisher doppelbödige Vorgangsweise der EU-Kommission.

Die Bauernproteste in Europa haben deutlich gemacht, dass in den letzten Jahren der Bogen überspannt wurde und sich die Landwirte schikaniert und unverstanden fühlen. „Europa muss wieder mehr auf die eigene Wirtschaft schauen und auch den Fokus auf die Versorgungssicherheit legen. Die bevorstehenden EU-Wahlen sowie die nationalen Wahlen können dabei helfen, dass sowohl das EU-Parlament als auch die EU-Kommission mit Vertretern besetzt werden, die diese wichtigen Themen vorantreiben“, appelliert Präsident Karpfinger abschließend.

DIE RÜBENBAUERN
Dir. Ing. Markus Schöberl
T +43 664 30 78 911
m.schoeberl@rueben.at
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