Umverteilung versus Klimaschutz: Ein Zielkonflikt

Umverteilung versus Klimaschutz: Ein Zielkonflikt

In der politischen Diskussion sind jene Parteien, die von sich behaupten, den Klimawandel bekämpfen zu wollen, auch jene Parteien, die ein hohes Maß an Umverteilung durch Steuern befürworten. Das Hayek Institut möchte in diesem Zusammenhang auf einen Zielkonflikt hinweisen, der nicht ignoriert werden sollte.

Die meisten Betrachtungen zu den Effekten von Umverteilung auf den CO2-Ausstoß gehen davon aus, dass die CO2-Intensität in unterschiedlichen Einkommensgruppen ähnlich hoch ist. Andere begnügen sich mit der irreführenden Feststellung, dass der CO2-Fußabdruck reicher Menschen größer ist als jener armer Menschen. Solche Annahmen und Feststellungen gehen jedoch am Problem vorbei.

In Österreich haben die reicheren 50% der Einkommensbezieher eine CO2-Intensität von durchschnittlich 0,25kg CO2 pro verdientem Euro. Bei den ärmeren 50% der Einkommensbezieher liegt dieser Wert bei 0,71kg CO2 pro verdientem Euro. “Von einer ähnlich hohen oder gar gleich hohen CO2-Intensität aller Einkommensgruppen kann also keine Rede sein – die ärmeren 50% der Einkommensbezieher haben durchschnittlich eine fast 3-fach erhöhte CO2-Intensität”, erklärt Martin Gundinger, Ökonom am Hayek Institut.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Erstens haben Menschen mit höherem Einkommen tendenziell eine geringere Konsumquote bei höherer Investitionsquote. Investments tendieren dazu, weniger CO2-Emissionen auszulösen. In manchen Fällen sorgen Investments sogar für ein Sinken der CO2-Emissionen (bessere und energieeffizientere Maschinen, Carbon Capture). Zweitens können sich reichere Menschen tendenziell energieeffizientere Geräte wie beispielsweise Kühlschränke leisten, was einen geringen CO2-Ausstoß bei gleicher Betriebsdauer bedeutet. Drittens liegt der Einkommensanteil, der für CO2-intensive Bereiche wie Mobilität, Wohnen und Ernährung aufgewendet wird, bei Personen mit geringerem Einkommen tendenziell höher. Das sorgt ebenfalls für eine höhere CO2-Intensität.

Wenn Umverteilung tatsächlich mit einer Verringerung der CO2-Emissionen vereinbar sein sollte, müssten daher die CO2-Emissionen, welche durch die zusätzlichen Ausgaben der ärmeren Einkommensgruppen ausgelöst sind, geringer sein als die CO2-Emissionen, welche ausgelöst worden wären, hätte die Umverteilung nicht stattgefunden. Das ist aufgrund des deutlichen Unterschieds in der durchschnittlichen CO2-Intensität sehr unwahrscheinlich. Es ergibt sich hier ein Zielkonflikt, der so zusammengefasst werden kann: Wer die CO2-Emissionen senken will, muss die Umverteilung minimieren. Wer mehr Umverteilung will, muss höhere CO2-Emissionen in Kauf nehmen.

Das alles gilt in dieser Form unter der Annahme, dass die Wirtschaftsleistung weder unter der Umverteilung noch unter den politischen Maßnahmen zum Klimaschutz leidet. Tatsache ist jedoch, dass die Umverteilung – vor allem durch Anreizeffekte – die Wirtschaftsleistung dämpft. Die politischen Maßnahmen zum Klimaschutz sorgen durch mehr Bürokratie und höhere Produktionskosten ebenfalls für eine geringere Wirtschaftsleistung und in Extremfällen zur Abwanderung der Industrie.

Es ist daher zwar grundsätzlich möglich, trotz des oben beschriebenen Zielkonflikts eine stärkere Umverteilung und geringere CO2-Emissionen zu erreichen. Das würde dann aber eine massive Abnahme der Wirtschaftsleistung bedeuten, durch welche die negativen Effekte der Umverteilung auf die CO2-Emissionen überkompensiert werden. Der Preis für mehr Umverteilung und weniger CO2-Emissionen ist dann eine Verarmung aller. Und weil die Bedeutung des Klimaschutzes mit dem gesellschaftlichen Wohlstand zunimmt, würde bei einer Verarmung die Bedeutung des Klimaschutzes in der Bevölkerung abnehmen. Das würde die CO2-Intensität steigern. Zudem ist es zweifelhaft, ob in einem solchen Fall die (eventuell notwendigen) Bestrebungen zum Klimaschutz auf demokratischem Wege durchsetzbar wären.

„Wer ernsthaft die CO2-Emissionen senken möchte, sollte bedenken, dass eine intensivierte Umverteilungspolitik paradoxerweise zu höheren CO2-Emissionen führen kann“, betont Barbara Kolm, Präsidentin des Hayek Instituts. „Das Ziel sollte es sein, durch wirtschaftliches Wachstum und Innovation den Wohlstand zu steigern, was wiederum den Klimaschutz verbessern und CO2-Emissionen effektiv reduzieren wird.“

Das Hayek Institut appelliert daher an Politiker und Entscheidungsträger, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Umverteilung, Klimaschutz und Wirtschaftsleistung zu berücksichtigen und in den bevorstehenden Wahlkämpfen keine Versprechen abzugeben, die offensichtlich nicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Eine Erhöhung der Wirtschaftsleistung sowie der Innovations- und Investitionsbereitschaft auf Grundlage einer Deregulierung ist der vielversprechendste Weg, mit den Problemen durch die Klimaveränderungen umzugehen.

Martin Gundinger
martin.gundinger@hayek-institut.at
+43 664 121 8969

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