Prix Italia 2024 an Ö1-„Hörspiel“ „Blasse Stunden/Blijedi sati“

Prix Italia 2024 an Ö1-„Hörspiel“ „Blasse Stunden/Blijedi sati“

Gestern Abend (4.10.) wurde in Turin das zweisprachige Ö1-„Hörspiel“ „Blasse Stunden/Blijedi sati“ von Manuela Tomic mit dem renommierten Prix Italia in der Radio- & Podcast-Kategorie „Drama“ ausgezeichnet. Ö1 wiederholt das prämierte Werk am Samstag, den 19. Oktober ab 14.00 Uhr.

 

   Das zweisprachige Hörspiel „Blasse Stunden/Blijedi sati“ (Deutsch/Serbokroatisch) ist die autobiografische Geschichte der Autorin Manuela Tomic, die 1988 in Sarajevo geboren wurde und als Kind mit ihrer Familie vor dem Bosnienkrieg fliehen musste. In der ORF-Produktion aus dem Jahr 2023 wirken Marie-Luise Stockinger (Mira), Ljubiša Lupo Grujčić (Vater), Sandy Lopičić (Dedo Ivo), Ana Stefanovic Bilic (Mutter) und Luka Vlatković (Tankstellenwart) mit, Regie führte Andreas Jungwirth.

 

   In „Blasse Stunden“ muss die Protagonistin Mira, gesprochen von Schauspielerin Marie-Luise Stockinger, zur Beerdigung ihres Großvaters Ivo nach Bosnien, in ihr „fremdes“ Heimatland, zurückkehren. Im Jahr 1998 steigt sie in Völkermarkt in Südkärnten mit ihrer Familie mitten in der Nacht ins Auto und fährt nach Bosnien, zu Großvater Ivos Begräbnis. Mira floh als Kind mit ihrer Familie vor dem Bosnienkrieg. Erinnerungen an das Leben vor dem Krieg, die Flucht und Geschichten über das Ankommen im fremden Land werden sowohl im Sekundenschlaf als auch in wachen Reflexionen verhandelt. Der Krieg und die damit verbundenen Traumata suchen vor allem den Vater heim – er scheint verloren, in zwei Teile zerrissen. Und sein Auto fährt nicht nur zum Begräbnis, es fährt durch die Zeiten und die weißen Straßenlinien werden zu Lebenslinien.

 

   „‚Blasse Stunden‘ behandelt auf großartige Weise mehrere schwierige menschliche Probleme gleichzeitig, indem es die Auswirkungen des Bosnienkriegs auf eine bestimmte Familie untersucht. Dies geschieht durch eine poetische Erzählung, die sich sowohl der deutschen als auch der serbokroatischen Sprache bedient und so ein Sprachmosaik schafft, das zu einem wirklich einzigartigen Hörerlebnis führt. Es bewegt sich sowohl zeitlich als auch räumlich vorwärts und rückwärts und hüllt den Zuhörer in eine eindringliche Geschichte ein. Diese vielschichtige Geschichte mit wichtigen Themen wie Krieg, Exil und Migration ist zugleich außerordentlich persönlich und verletzlich. Sie ist unglaublich wertvoll wegen ihres historischen und politischen Kontexts, aber im Kern ist ‚Blasse Stunden‘ eine Geschichte über kulturelle Identität, Familientraumata und Familienbeziehungen und daher ein zutiefst nachvollziehbares Kunstwerk.“, so die Jurybegründung.

 

   Der Prix Italia wurde von der RAI 1948 ins Leben gerufen und ist der älteste und traditionsreichste Fernseh-, Radio- und Web-Wettbewerb. In der Kategorie Radio & Podcast gibt es Preise für Produktionen in den Bereichen Hörspiel, Dokumentation/Reportagen und Musik.

ORF Radio Öffentlichkeitsarbeit
Isabella Henke
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