„Back to the fatherland“: „dokFilm“-Premiere zum Internationalen Holocaust-Gedenktag

Danach „#uploading_holocaust“ – am Sonntag, 26. Jänner, ab 23.05 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Wie geht die jüngste Generation der Nachkommen von Holocaust-Opfern und -Tätern heute mit dem Thema um? Im Rahmen des ORF-Schwerpunkts zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner 2020 (Details unter presse.ORF.at) liefert der „dokFilm“ am Sonntag, dem 26. Jänner 2020, um 23.05 Uhr in ORF 2 mit zwei vom ORF kofinanzierten Dokumentarfilmen unterschiedliche Antworten. Auf die Premiere „Back to the fatherland“ über drei junge Israelis, die für die Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen und sich in Deutschland und Österreich anzusiedeln, zunächst auf Unverständnis innerhalb ihrer Familien treffen, folgt die vielfach preisgekrönte Produktion „#uploading_holocaust“ (0.20 Uhr). Der Film stellt die sogenannte „Journey to Poland“ in den Mittelpunkt – eine besondere Klassenfahrt, bei der jährlich ca. 30.000 israelische Schüler nach Polen reisen, um die Erinnerung an die Geschichte der Juden in Europa und den Holocaust lebendig zu halten. Dabei werden selbst gemachte Videos zu einem wichtigen Instrument des Erinnerns.

„Back to the fatherland“ (23.05 Uhr)

Die Regisseurinnen Gil Levanon und Kat Rohrer sind Freundinnen. Ihre Familiengeschichten könnten nicht unterschiedlicher sein. Gil ist aus Israel und die Enkelin eines Holocaust-Überlebenden, die Österreicherin Kat ist die Enkelin eines Nazi-Offiziers. Gil überlegt, nach Berlin zu ziehen. Doch die Reaktion ihres einst aus Deutschland vertriebenen Großvaters Yochanan ist brüsk. Gil ist irritiert und verunsichert. Hat sie Yochanan verletzt? Muss sie sich für immer als Opfer fühlen? Gemeinsam mit Kat beschließt sie, andere Enkel von Holocaust-Überlebenden zu finden, die nach Deutschland und Österreich gezogen sind, um deren Erfahrungen zu hören.
Die beide Frauen lernen den jungen Bildhauer Dan kennen, der nach Berlin ausgewandert ist und Guy, der der Liebe wegen nach Salzburg gekommen ist.
Dans 91-jährige Großmutter Lea kann die Entscheidung ihres Enkels nicht verstehen – bis er mit ihr in ihre alte Heimatstadt Wien reist. Die Konfrontation mit Plätzen, an denen Lea unendliches Leid, aber auch eine glückliche Kindheit erlebt hatte, erfüllt sie mit einer Art inneren Frieden.
Auch Guys Großvater Uri kommt nach Österreich. Er war der einzige, der Guy in seiner Entscheidung unterstützt hat. Uri war 15 Jahre alt, als er und seine Familie aus dem Konzentrationslager Theresienstadt befreit wurden. Er liebt Österreich noch immer – die Landschaft, die Kultur, die Sprache. Israel ist heute sein Zuhause, aber Österreich bleibt seine Heimat.
Die israelischen Freundinnen und Freunde von Gil, Dan und Guy können deren Entscheidung nur schwer akzeptieren; ihre Eltern sind ablehnend, die Generationen gespalten. Die jüngsten Entwicklungen in Europa, der Terror und die verstärkte Zuwanderung muslimischer Flüchtlinge entfacht eine intensive Diskussion: Kommt zu dem latent existierenden Antisemitismus nun auch ein „importierter“ Antisemitismus in Europa auf? Damit wächst der Druck auf viele junge Israelis. Wie groß ist ihr Risiko, das „gelobte Land“ zu verlassen? Und sind sie Verräterinnen und Verräter, wenn sie ins Land der Täter zurückkehren?
Die Produktion „Back to the fatherland“ wurde vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens unterstützt.

„#uploading_holocaust“ (0.20 Uhr)

Sieben Tage, vier Konzentrationslager, drei Massengräber, zwei Ghettos, 14 Gedenk-Zeremonien, 200 Teenager in einem Hotel: Jedes Jahr reisen ca. 30.000 israelische Schülerinnen und Schüler mit ihren Geschichtslehrern nach Polen, um die Erinnerung an die Geschichte der Juden in Europa und den Holocaust lebendig zu halten. Diese besondere Klassenfahrt wird in Israel auch „Journey to Poland“ genannt. Was als Suche jedes Einzelnen nach Spuren seiner Familiengeschichte beginnt, wird mehr und mehr zu einer Art gemeinsamer Pilgerfahrt, die es den Teilnehmern ermöglicht, den Verlust und das Leid ihrer Vorfahren nachzuvollziehen.
In einer Zeit, in der es immer weniger Holocaust-Überlebende gibt, die von ihren Erfahrungen berichten können, will die junge Generation ihre Geschichte vor dem Vergessenwerden bewahren. Videos werden zu einem wichtigen Instrument des Erinnerns: Auf ihrer Reise filmen die Jugendlichen jeden Zeitzeugen, jede Gaskammer und jede Gedenkfeier. Sie produzieren ihre ganz eigene Version der Geschichte, laden sie auf YouTube hoch und teilen sie in den sozialen Netzwerken.
Mehr als 20.000 Clips finden sich bei YouTube unter dem Suchbegriff „Journey to Poland“. In ihren Videos teilen die Schülerinnen und Schüler sehr private, emotionale Momente und versuchen in ihren unverstellten Aussagen, das Erlebte zu begreifen. „#uploading_holocaust“ – der erste Dokumentarfilm, der zu 100 Prozent aus YouTube-Material besteht – zeigt, wie sich die Erinnerung an den Holocaust im digitalen Zeitalter verändert: Die besondere Optik des Materials verleiht dem Film einen sehr speziellen und tiefgründigen Einblick in den Umgang junger Israelis der vierten Generation mit dem Thema Gedenkkultur und Holocaust.
Der vom ORF koproduzierte Film von Sagi Bornstein und Udi Nir wird im Internet unter www.uploading-holocaust.com crossmedial fortgesetzt – durch einen interaktiven Fragebogen können Nutzer/innen ihre Haltung zum Holocaust reflektieren und die Frage diskutieren „Wie geht Erinnern heute?“.

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