Teach For Austria: Wie Quereinsteiger*innen in Wien die Elementarbildung voranbringen

Faire Chancen von Anfang an – unabhängig von der Herkunft

Wien (OTS) – Seit 1. Oktober 2019 setzen sich Teach For Austria Fellows als Quereinsteiger*innen an Kindergärten für Kinder mit schwierigen Startbedingungen ein. Ziel ist, dass allen Kindern ein guter Übergang vom Kindergarten in die Volksschule ermöglicht wird. Teach For Austria Fellows sind derzeit an 12 Kindergärten im 10. und 11. Bezirk in Wien tätig und arbeiten dort mit Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien.

Zum vom Österreichischen Berufsverband der Kindergarten- und Hortpädagog*innen ausgerufenen Tag der Elementarbildung möchten wir in diesem Beitrag beleuchten, warum unsere Fellows nun auch im Kindergarten arbeiten und welche Inputs Quereinsteiger*innen in das bestehende System bringen.

Der Hintergrund

In keinem anderen EU-Land hängt der Bildungserfolg so stark vom sozioökonomischen Status und Bildungsniveau der Eltern ab wie in Österreich. Das heißt: Ein Kind, dessen Eltern wenig Geld, Bildung und/oder eine andere Muttersprache als Deutsch haben, hat deshalb weniger Chancen. Seine Potenziale spielen eine untergeordnete Rolle. Im Alter von fünf Jahren hören Kinder aus bildungsfernen und armen Familien bereits 30 Millionen weniger Wörter als ihre Altersgenossen, die in Familien mit hohem Bildungsgrad aufwachsen. Karin Benoni, Programmleiterin Elementarbildung bei Teach For Austria:
„Qualitätsvolle Elementarbildung hat langfristige, positive Wirkung auf die Lern- und Lebenswege von jedem Kind. Fangen wir früh an! Damit ermöglichen wir jedem Kind die Partizipation an der Gesellschaft von morgen.“

Was zeichnet unsere Fellows aus?

Fellows sind engagierte Menschen, denen Chancenfairness am Herzen liegt. Im Rahmen unseres Programms übernehmen Fellows zwei Jahre lang Verantwortung für Bildungs- und Lernprozesse der Kinder im Kindergarten. Alle haben studiert und mindestens einen Bachelorabschluss. Ihre Studienhintergründe sind divers: Von Kommunikations- über Agarwissenschaften bis Jus. Als Quereinsteiger*innen haben sie keine klassische BAfEP-Ausbildung (Bildungsanstalt für Elementarpädagogik) abgeschlossen und bringen dadurch unterschiedliche Hintergründe und neue Impulse an die Kindergärten.

Die am besten geeigneten Kandidat*innen

Der Beruf der Pädagog*innen ist einer der wichtigsten Aufgaben in unserer Gesellschaft. Deshalb legen wir großen Wert darauf, die geeignetsten Kandidat*innen auszuwählen und sie bestmöglich zu begleiten. Rund 10% der Bewerber*innen bekommen ein Angebot am Fellowprogramm teilzunehmen. Der mehrstufige Auswahlprozess besteht aus Online-Bewerbung und Assessment-Center – überprüft werden neben Studienerfolg, Verantwortungsübernahme und Motivation vor allem Reflexions- und Begeisterungsfähigkeit, Durchhaltevermögen, Kreativität und Kommunikationsstärke.

Effektive Förderung durch Awareness

Professionalisierung startet bei Teach For Austria schon zu Beginn. Der Auftrag von Fellows ist von Anfang an klar beschrieben:
sie sollen gerade Kindern mit Startnachteilen dazu verhelfen, den nächsten Schritt auf ihrem Bildungsweg erfolgreich zu setzen. Die Lebensrealitäten der Kinder werden erfasst und gezielt in die Ausbildung eingebracht. Ohne Bewusstsein über diese Realitäten bleiben Potenziale in der Förderung ungenutzt.

Aus- und Weiterbildung

Fellows lernen in ihrer Ausbildung die professionelle Gestaltung von Lern- und Bildungsräumen, Planung und Reflexion von Bildungsangeboten, Methoden und Modelle für pädagogisches Handeln sowie die Gestaltung von Elternarbeit. Um den besonderen Herausforderungen der Einsatzstandorte gerecht zu werden, liegt der Fokus der Ausbildung unter anderem auf Sprachförderung, Kommunikationstechniken, Leadership, sowie Förderung der Transitionskompetenzen und der Bildungspartnerschaft mit dem Ziel die Kinder bestmöglich zu begleiten und ihnen einen guten Schulstart zu ermöglichen. Olivia Lange, Fellow im Kindergarten, sagt über ihren Zugang: “Wenn es uns Erwachsenen gelingt wahrzunehmen, was Kinder gut machen, anstatt nur das, was sie nicht gut machen, erzeugen wir nicht nur viel eher das gewünschte Verhalten, sondern können die Kinder damit auch noch ungemein stärken.”

Mit dem ersten Tag im Kindergarten fängt die nächste Phase des Programms erst an. Während der zwei Jahre, die das Programm dauert, besuchen Fellows regelmäßig Workshops und Seminare. Außerdem begleiten erfahrene Trainer*innen die Quereinsteiger*innen: Unsere Trainer*innen hospitieren die Fellows im Kindergarten regelmäßig und arbeiten in anschließenden Reflexionsgesprächen an deren persönlichen und professionellen Weiterentwicklung.

Nach zwei Jahren endet das Programm und die Fellows setzen sich außerhalb des Kindergartens ein, sie werden zu Botschafter*innen für die Elementarbildung.

Neue Zugänge für aktuelle Herausforderungen

Unsere Fellows erweitern durch ihren Zugang, ihre Herkunft, ihr Mindset und ihre Ausbildung sowie die Begleitung und Unterstützung der Fellows durch Teach For Austria die Dimensionen der Professionalität in der Elementarbildung. Die veränderten Lebensrealitäten und die damit verbunden Anforderungen an Bildung verlangen nach multifunktionellen Teams. Beide System, nämlich jene der konventionellen Ausbildung sowie neue Zugänge von außen und die dadurch getätigten Impulse, lernen voneinander und bereichern sich gegenseitig. Der alljährlich stattfindende Tag der Elementarbildung des ÖDKH ist immer eine willkommene und auch dringend nötige Gelegenheit, um die Herausforderungen in unserem Tätigkeitsfeld in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen und über neue Zugänge und die benötigte Unterstützung zu diskutieren.

Christoph Seda
Head of Communications
christoph.seda@teachforaustria.at
+43 699 16 45 65 26

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