„Die Kinder-Retterin und der Massenmörder“: Neue „Menschen & Mächte“-Dokumentation von Zoran Dobrić am 13. Jänner in ORF 2

„Die Kinder-Retterin und der Massenmörder“: Neue „Menschen & Mächte“-Dokumentation von Zoran Dobrić am 13. Jänner in ORF 2

Auftakt des ORF-Programmschwerpunkts zum Holocaust-Gedenktag – u. a. mit „dokFilm“-, „Universum History“- und 3sat-Premieren & ORF-III-Themenabend

Wien (OTS) – In Österreich ist sie kaum bekannt, ihre mutigen Rettungsaktionen während des Zweiten Weltkriegs sind weitgehend vergessen: Diana Budisavljević, vor 130 Jahren am 15. Jänner 1891 in Innsbruck als Diana Obexer geboren. Sie erlebt den Angriff der deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien, der sich 2021 zum 80. Mal jährt, in Zagreb. Ein Vernichtungskrieg. Einmarsch und Bombardierung folgen Massenmorde und Deportationen von Serben, Juden und kroatischen Gegnern des Ustascha-Regimes. Die „Menschen und Mächte“-Dokumentation „Die Kinder-Retterin und der Massenmörder“ von Zoran Dobrić erinnert am Mittwoch, dem 13. Jänner 2021, um 22.30 Uhr in ORF 2 im Rahmen des Programmschwerpunkts zum Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner an Diana Budisavljević und berichtet über den steirischen Wehrmachtsgeneral Franz Böhme, der im Zweiten Weltkrieg in Serbien für Massaker an der Zivilbevölkerung verantwortlich war.

Weitere Programmpunkte des ORF-Programmschwerpunkts im Überblick

Im Zeichen des Holocaust-Gedenktags stehen in ORF 2 weiters Nikolaus Leytners TV-Drama „Die Kinder der Villa Emma“ (13. Jänner, 23.25 Uhr), Steven Spielbergs Oscar-gekröntes Meisterwerk „Schindlers Liste“ (22. Jänner, 22.35 Uhr) und die beiden „kreuz und quer“-Dokus „Ihr Kampf – Irene Harand gegen Hitler“ bzw. „Vergiss nicht deinen Namen“ (26. Jänner, ab 22.35 Uhr), in der der in Wien geborene Robert Perels seine dramatische Geschichte schildert: Als fünfjähriger Bub wird er mit seiner Mutter in einem Eisenbahntransport Richtung KZ Auschwitz gebracht. Bei einem kurzen Halt entschließt sich die Mutter spontan, ihren Sohn im letzten Augenblick aus dem Zug zu werfen – und rettet ihm damit das Leben. Sie selbst wird in der Gaskammer von Auschwitz ermordet.
Die „dokFilm“-Premiere von Maya Sarfatys vom ORF-kofinanzierten Dokumentarfilm „Liebe war es nie“ (24. Jänner, 23.05 Uhr) handelt von der unglaublichen und tragischen Liebesgeschichte zwischen der jungen Jüdin Helena Citron, Häftling in Auschwitz, und dem österreichischen SS-Offizier Franz Wunsch. Es war eine verbotene Beziehung, die das Leben beider täglich in Gefahr brachte. Rund 30 Jahre nachdem sich der Lebensweg der beiden am Tor in Auschwitz trennte, sehen sie sich im Wiener Gerichtssaal wieder – Helena als Zeugin, Franz als Angeklagter.
Ein neues „Universum History“ dokumentiert Entstehung und Ende des außergewöhnlichen Projekts „Gaudiopolis“ (29. Jänner, 22.35 Uhr):
Gegründet vom lutherischen Pastor Gábor Sztehlo wurde die selbst verwaltete Kinder- und Jugendrepublik in Budapest von 1945 bis 1950 für viele Kriegswaisen zu einem Hort für Hoffnung, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Sztehlo hatte schon während des Krieges 32 Kinderheime gegründet und Tausenden jüdischen Kindern das Leben gerettet. Zeitzeugen und Zeitzeuginnen berichten von der Kraft, die sie ihr Leben lang aus Gaudiopolis geschöpft hatten.

ORF III Kultur und Information widmet dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust einen Programmabend und zeigt am Samstag, dem 30. Jänner, einen vierteiligen „zeit.geschichte“-Schwerpunkt. Den Auftakt macht die TV-Premiere von „Flucht vor Hitler – Die Wiener in China“ (20.15 Uhr). Filmemacherin Uli Jürgens zeichnet mit rarem Archivmaterial und den Erinnerungstücken Überlebender das Schicksal jener rund 4.000 vertriebenen Wienerinnen und Wiener nach, die vor den Nazis aus ihrer Heimat flüchten mussten und in der chinesischen Metropole Shanghai einen Zufluchtsort fanden. Doch der Krieg erreichte auch Shanghai und drängte die jüdischen Emigrantinnen und Emigranten in einer Art Ghetto zusammen. Es folgen die Dokumentationen „Anne Franks Wiener Stiefschwester“ (21.05 Uhr), „Die Wahrheit über den Holocaust“ (22.00 Uhr) und „Die Befreiung Buchenwalds“ (22.50 Uhr).

3sat zeigt mit „Shattered – Reise in eine stille Vergangenheit“ (26. Jänner, 23.00 Uhr) die Erstausstrahlung von Walter Wehmeyers Dokumentarfilm über zwei von Hunderttausenden aus Deutschland und Österreich geflohenen Jüdinnen und Juden, die ihre Heimat und viele Angehörige für immer verloren haben: Britta und Marianne wuchsen wie Wehmeyer in Aachen auf – 1937 mussten sie mit ihren Eltern vor den Nazis fliehen und wanderten nach Amerika aus. Ihr Vater Curt hatte in Aachen kurz vor der Flucht Wehmeyers Großvater sein Bekleidungsgeschäft „Appelrath-Cüpper“ übertragen. Hat die geflohene Familie jemals eine Entschädigung erhalten? Konnten die beiden Geschäftsleute die alles kontrollierenden Nazi-Behörden, die „Arisierung“ und „Reichsfluchtsteuer“ umgehen? Heute sind Britta und Marianne 90 bzw. 92 Jahre alt. Gemeinsam recherchierten sie in Briefen, Fotoalben und Archiven, besuchten das bis heute bestehende Geschäft und begaben sich auf die Spur der jüdischen Miteigentümer, denen die Flucht vor den Nationalsozialisten nicht mehr gelungen war.

Menschen & Mächte: „Die Kinder-Retterin und der Massenmörder“ – 13. Jänner, 22.30 Uhr, ORF 2

In Kroatien kollaboriert das faschistische Ustascha-Regime unter Ante Pavelić mit den deutschen Besatzern. Mehrere Terrorlager werden errichtet, darunter das KZ Jasenovac. Zu dieser Zeit lebt Diana Budisavljević mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Kindern in Zagreb. Sie ist mit einem aus Kroatien stammenden serbischen Arzt verheiratet, den sie 1917 in Innsbruck kennengelernt hatte.

Diana Budisavljević hört, dass in den Lagern viele Kinder an Unterernährung, Diarrhoe und Typhus sterben. Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen mit den Ustascha-Behörden, aber auch einzelnen deutschen Offizieren, darf sie serbische Kinder aus den Todesmühlen herausholen und sie an kroatische Familien übergeben, die sie adoptieren und zu Katholiken machen. Das ist die Bedingung des Ustascha-Regimes unter Ante Pavelić. Der mutigen Frau sollte es mit Hilfe von Wehrmachtsoffizieren wie Gustav von Kocian und anderen engagierten Helfern gelingen, mindestens 7.500 serbische Kinder aus den Ustascha-KZs zu holen und damit vor dem sicheren Tod zu bewahren. Doku-Gestalter Zoran Dobrić fand noch ehemals gerettete Kinder, heute beeindruckende Zeitzeugen, die ihm über ihre Erlebnisse berichteten.

Diana Budisavljević rettet Leben, ein anderer Österreicher vernichtet Leben. Von April bis Mai 1941 wütet der steirische Wehrmachtsgeneral Franz Böhme im besetzten Jugoslawien. Nach seinem Einsatz in Polen und Frankreich, wofür er mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurde, schickte ihn Hitler persönlich in das unterworfene Jugoslawien. Dort soll er den bewaffneten Widerstand der jugoslawischen Freiheitskämpfer unter Führung von Jozip Broz Tito niederschlagen. Böhme befiehlt blutigen, maßlosen Revanchismus für im Kampf mit den Partisanen getötete Wehrmachtssoldaten. Bis zu 30.000 Serben, Juden, Roma werden ermordet, überwiegend Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder. Während Böhme, 1947 in einem der Nürnberger Folgeprozesse angeklagt, vor der Verhandlung Selbstmord beging, wurde Diana Budisavljević nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend vergessen. Sie kehrte mit ihrem Ehemann 1972 nach Innsbruck zurück. Erst lange nach ihrem Tod – sie starb 1978 in Innsbruck – werden ihre mutigen Rettungsaktionen bekannt.

Franz Böhme und Diana Budisavljević – eine Österreicherin und ein Österreicher auf unterschiedlichen Seiten: ORF-Dokumentarist Zoran Dobrić hat diese beeindruckende Dokumentation, mit strengen Corona-Einreise- und -Ausreisebestimmungen in Serbien, Kroatien, Bosnien und Österreich konfrontiert, unter schwierigsten Bedingungen gedreht. Er fand bisher unbekannte Dokumente und Fotos. Seine Recherchen machen auch die Motive und Beweggründe des Handelns von Budisavljević deutlich. Dobrić: „Diana Budisavljević war eine enorm mutige Frau, deren Zivilcourage gerade auch heute Vorbild ist.“

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