Paradigmenwechsel in der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs: Neue Behandlungsoption auch bei älteren PatientInnen erfolgreich
Paradigmenwechsel in der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs: Neue Behandlungsoption auch bei älteren PatientInnen erfolgreich
Wien (OTS) – Das metastasierte Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) zählt zu den tödlichsten Krebserkrankungen weltweit. Die Therapieoptionen speziell für ältere PatientInnen gelten als sehr limitiert. Eine Studie, die unter federführender Mitwirkung der Pancreatic Cancer Unit des Comprehensive Cancer Center (CCC) von MedUni Wien und AKH Wien entstanden ist, belegt nun, dass die Kombination zweier Chemotherapien (Nab-Paclitaxel und Gemcitabine) bei älteren PatientInnen genauso gut wirkt wie bei jüngeren und das bei einer guten Verträglichkeit. Die Arbeit wurde im European Journal of Cancer publiziert. Die CCC-ExpertInnen betonen, dass es für die erfolgreiche Therapie des Pankreaskarzinoms besonderer Expertise bedarf, weshalb PatientInnen unbedingt in einem Spezialzentrum behandelt werden sollten.
Das Pankreaskarzinom ist eine Erkrankung des älteren Menschen: Das Durchschnittsalter der Betroffenen beträgt 72 Jahre. In Österreich sind pro Jahr rund 1.600 Personen von der Diagnose betroffen. Da Bauchspeicheldrüsenkrebs keine spezifischen Symptome aufweist, wird er meist erst entdeckt, wenn der Tumor lokal fortgeschritten ist oder bereits Metastasen vorhanden sind. Im metastasierten Stadium ist der Tumor meist nicht mehr durch Operation oder Strahlentherapie behandelbar. Dazu kommt, dass die bislang verfügbaren medikamentösen Therapieoptionen vor allem bei älteren Personen kaum Erfolge erzielten.
Kombination zweier Chemotherapien
Hier könnte es einen Paradigmenwechsel geben: Eine prospektive, multizentrische Studie zeigt, dass die Kombination von Nab-Paclitaxel und Gemcitabine bei Menschen über 70 Jahren ebenso gute Behandlungsergebnisse bringt wie bei jüngeren. In beiden PatientInnengruppen konnte die Erkrankung gleich häufig und vergleichbar lange kontrolliert werden und auch die Zweitlinientherapie, also eine Therapie, die nachfolgend verabreicht wird, zeigt in beiden Kollektiven gleich gute Erfolge. Gerald Prager, Universitätsklinik für Innere Medizin I von MedUni Wien und AKH Wien, Mitglied der CCC-Leitung und Erstautor der Studie: „Fünfeinhalb Monate an gewonnener Lebenszeit alleine durch diese Therapieoption erscheinen im ersten Moment nicht viel, sind aber ein Meilenstein, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Prognose mit einer herkömmlichen Therapie lediglich wenige Wochen umfasste. Die neue Therapiekombination ist ein weiterer Schritt, dieser schweren Erkrankung wirksam entgegenzutreten. Unser Ziel ist es langfristig, sie zu einer chronischen Krankheit zu machen.“
Moderne und erweiterte Operationstechniken
Auch bei lokal fortgeschrittenen Tumoren werden mit modernen Chemotherapie-Kombinationen wie Nab-Paclitaxel/Gemcitabine oder FOLFIRINOX gute Erfolge erzielt. Mit diesen modernen Therapien können früher inoperable Tumoren heute so weit kontrolliert werden, dass sie mit modernen und erweiterten Operationstechniken erfolgreich entfernt werden können. Oliver Strobel, neuer Leiter der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien sowie Mitglied der CCC-Leitung und international anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Pankreaschirurgie: „Für unsere PatientInnen bedeutet die Möglichkeit der operativen Entfernung lokal fortgeschrittener Tumoren durch die Kombination moderner Chemotherapien und innovativer Operationsverfahren ein deutliches Plus an Lebenszeit. Daher ist es mein Ziel, diese Methoden noch stärker im klinischen Alltag der MedUni Wien und des AKH Wien zu etablieren und auch den Forschungsschwerpunkt diesbezüglich deutlich auszubauen.“
Behandlung nur im Spezialzentrum
Die Behandlung des Pankreaskarzinoms ist sehr komplex und bedarf der gebündelten Expertise vieler Fachrichtungen wie zum Beispiel der Chirurgie, der Onkologie, der Radiologie, der Strahlentherapie, der Gastroenterologie, der Pathologie und der Ernährungswissenschaften. Martin Schindl, Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien sowie Koordinator der Pancreatic Cancer Unit des CCC: „Bei Verdacht auf ein Pankreaskarzinom empfehlen wir unbedingt die Behandlung in einem Spezialzentrum, denn nur dort gibt es die an einem Ort versammelte Expertise aller Fachbereiche. Zusätzlich führen die hohen Fallzahlen zu großem diagnostischen sowie therapeutischen Knowhow und nicht zuletzt verfügen diese Zentren über die nötige technische Ausstattung in diesem Bereich.“
Die PatientInnen, die von den ExpertInnen der CCC-PCU behandelt werden, profitieren ferner von deren Studientätigkeit, die auch international sehr anerkannt ist. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die WissenschafterInnen der CCC-PCU maßgeblich an der Gestaltung der Behandlungsleitlinien für das Pankreaskarzinom der größten und wichtigsten Europäischen Krebsfachgesellschaft, ESMO, beteiligt sind.
8. Österreichischer Pankreastag
Um PatientInnen frühzeitig der richtigen Behandlung zuführen zu können, strebt die CCC-PCU eine enge Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen aus dem niedergelassenen Bereich an. Aufgrund der Schnelligkeit, mit der das Pankreaskarzinom fortschreitet, ist eine rasche Einleitung der Therapie wesentlich. Die ExpertInnen der CCC-PCU laden daher alle KollegInnen, die außerhalb von Spezialzentren tätig sind, ein, sie bereits bei einem Verdacht zu kontaktieren und mit ihnen zusammen zu arbeiten. In diesem Sinn gibt es für alle am Thema interessierten ÄrztInnen alle zwei Jahre eine Fortbildungsveranstaltung, den Österreichischen Pankreastag. Dieser findet heuer am 11. September statt: Campus Altes AKH, Hörsaal C1, Hof 2. Nähere Informationen dazu gibt es unter [https://www.pankreastag2021.org/] (http://).
Service: European Journal of Cancer
“Comparison of nab-paclitaxel plus gemcitabine in elderly versus younger patients with metastatic pancreatic cancer: Analysis of a multicentre, prospective, non-interventional study”. G. W. Prager, L. Oehler, A. Gerger, B. Mlineritsch, J. Andel, A. Petzer, K. Wilthoner, Th. Sliwa, P. Pichler, Th. Winder, S. Heibl, B. Gruenberger, F. Laengle, E. Hubmann, M. Korger, M. Pecherstorfer, A. Djanani, H.-J. Neumann, K. Philipp-Abbrederis, E. Wöll, R. Trondl, C. Arnold-Schrauf, W. Eisterer. Eur J Cancer 2021 Jan;143:101-112. doi:
10.1016/j.ejca.2020.11.003. Epub 2020 Dec 6.
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