Bildung & Zivilgesellschaft: Gemeinwohl fördern, Teilhabe stärken

Bildung & Zivilgesellschaft: Gemeinwohl fördern, Teilhabe stärken

Auftakt für Diskussions-Reihe: Expert*innen aus Politik und Praxis diskutierten Herausforderungen und Perspektiven der katholischen Erwachsenenbildung im Rahmen eines Online-Talks.

Wien (OTS) – Wie hat sich katholische Erwachsenenbildung im Lauf der Jahrzehnte gewandelt? Was leistet sie für Individuen und Gesellschaft? Und: Welche gesellschaftlichen Transformationen soll katholische Erwachsenenbildung auch künftig mit Angeboten begleiten? Diese Fragen diskutierten Expert*innen und 40 Teilnehmer*innen am 27. Jänner 2022 beim ersten Online-Talk zum Thema „Bildung und Zivilgesellschaft“.

Ehrenamtliches Engagement ermöglicht Begegnung und Teilhabe

„Der Dialog zwischen Kirche und Welt war die Idee der Gründerinnen und Gründer. Ohne Engagement von Laien, ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern, hätte es die katholische Erwachsenenbildung in dieser Breite und Größe nie gegeben“, sagte Hubert Petrasch, Erwachsenenbildung der Erzdiözese Wien, einleitend und benannte den Kern der katholischen Erwachsenenbildung: „Es geht es um den Menschen als Ganzes. Jeder soll kommen, wie er oder sie ist, mit allen Sorgen und Nöten, sowie Freuden und Hoffnung. Hier findet eine besondere Art von Begegnung statt.“

Ute Paulweber, Erwachsenenbildung der Diözese Graz-Seckau, wies auf weitere zentrale Kompetenzen hin: „Die katholische Erwachsenenbildung steht mitten im Leben. Sie ist Seismograf für die Probleme der Menschen und bearbeitet aktuelle Fragen. Ich bin stolz auf gut ausgebildete Mitarbeiter*innen, die Wissen teilen und für Begegnung sorgen.“ Lernen sei ein lebenslanger Prozess, so Paulweber weiter. Dabei gehe es um die Teilhabe an der Gesellschaft. Die katholische Erwachsenbildung könne durch ihr österreichweites Netz als „Bildungsnahversorger“ agieren.

Katholische Erwachsenenbildung dient dem Gemeinwohl

„Der katholischen Erwachsenenbildung ist es gelungen, wichtige Integrationsmaßnahmen zu schaffen – und zwar bis in die kleinsten Orte. Auf regionale Bedürfnisse einzugehen, Treffen und Austausch zu ermöglichen und aufeinander zu schauen, das sind wichtige Elemente der Bildungsarbeit“, sagte Doris Wagner, Leitung der Sektion 21 des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. „Menschen müssen dort unterstützt werden, wo sie Unterstützung brauchen, und da leistet die katholische Erwachsenenbildung einen wichtigen Beitrag.“

In der Verpflichtung, gleiche Lebenschancen zu ermöglichen, sei die Kirche an Seite der Armen und Ausgegrenzten. Es gehe um das gute Leben aller in der Gesellschaft, so Paulweber. „Bildung macht glücklich, weil sie den Handlungsraum erweitert. Und weil sie für Begegnung sorgt“, sagte Paulweber. „Die Angebote der katholischen Erwachsenenbildung schaffen Beteiligungsmöglichkeiten, die sozialen Zusammenhalt stärken.“ Konkret hieße das z.B. Unterstützung im Argumentieren gegen Stammtischparolen, Vermittlung der christliche Soziallehre oder Angebote zum Thema Nachhaltigkeit. Menschen würden ermutigt, zu Eltern-Kind-Gruppen zu kommen, Solidaritätsgruppen zu bilden oder sich auf anderem Wege in der Gemeinde zu engagieren.

Digitalisierung, Pandemie und Finanzierung – Herausforderungen für die Erwachsenenbildung

Das Zusammenleben von Jung und Alt sei Kernthema der Erwachsenenbildung und hier wolle man weiter eine Vorreiterrolle einnehmen, sagte Paulweber. Doch in der Pandemie sei es schwierig gewesen, Jung und Alt zusammenzubringen. „Hier fangen wir wieder fast bei null an.“
Die Pandemie hätte auch Auswirkungen auf Mitarbeiter*innen gehabt:
Veranstaltungen immer wieder neu- bzw. umzuplanen oder digital zu machen koste Kraft. Viele Ehrenamtliche seien müde, so Paulweber. „Hier brauchen wir dringend eine Stärkung der Mitarbeiter*innen.“ Mitarbeiter*innen seien gut für zunehmende Digitalisierung ausgebildet, aber zudem gelte es, auch weiterhin auf Menschen Rücksicht zu nehmen, die keinen Zugang zum digitalen Raum haben. Nicht zuletzt sei Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema: Neben Vermittlung von Wissen zu diesem Thema müssten vermehrt auch bei allen Bildungsveranstaltungen Nachhaltigkeitsfragen berücksichtigt werden – etwa hinsichtlich Anreise und Örtlichkeiten, so Paulweber. „Wir brauchen finanzielle und strukturelle Begleitung von Land und Bund, um diesen Herausforderungen so gut wie möglich begegnen zu können.“
Bildungshäuser der katholischen Erwachsenenbildung würden derzeit aus wirtschaftlichen Gründen oft in Frage gestellt, warnte auch Petrasch und forderte: „Hier brauchen wir die Subventionierung der öffentlichen Hand.“

„Wirkungsorientierung ist wichtig, aber nicht alle Dinge sind messbar“, sagte Sektionschefin Wagner. Es gelte auch den Mehrwert für Gesellschaft und Gemeinwohl zu berücksichtigen. Deshalb sei im Hinblick auf Förderungen auch die Kategorie Teilhabe und Inklusion geschaffen worden. „Kurse, bei denen Allgemeinwohl und Inklusion im Vordergrund stehen, sollen Platz haben. Die Erwachsenenbildung wird ein wichtiger Förderschwerpunkt des Bildungsministeriums bleiben“, versicherte Wagner.

Auftrag für die Zukunft: Zusammenhalt und Demokratie stärken

„Demokratie sollte uns heilig sein“, so Wagner. „Der Frust in unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft macht mir Sorgen. Das Angebot der Erwachsenenbildung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, damit wir als Gesellschaft in die richtige Richtung gehen.“ Die katholische Erwachsenenbildung werde sich in Zukunft noch intensiver den Themen Frauen, Digitalisierung und Demokratiebeteiligung widmen, skizzierte Paulweber Schwerpunkte für die Zukunft. „Erwachsenenbildung ist Kerngeschäft von Kirche“, ergänzte Petrasch zum Abschluss der Diskussionsrunde. „Wir werden uns verändern müssen, neue Wege sind angesagt. Wir werden methodisch vielfältiger werden. Sicher ist: Wir müssen und wir werden uns weiter einbringen.“

Fünf Online-Talks im Jubiläumsjahr

Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung initiiert aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens eine Reihe von Online-Gesprächen mit namhaften Expert*innen aus dem Erwachsenenbildungsbereich. Zwischen Jänner und Juni 2022 finden insgesamt fünf Talks zu verschiedenen Schwerpunkten statt. Alle Informationen: https://www.forumkeb.at/

Forum Katholischer Erwachsenenbildung

Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung Österreich vernetzt 70 Erwachsenenbildungsorganisationen in kirchlicher Trägerschaft. Das Angebot dieser Organisationen umfasst ein breites Spektrum moderner Bildungsarbeit und stellt immer den Menschen und seine persönliche Entfaltung in den Mittelpunkt. Mit über 30.000 Veranstaltungen und 700.000 Besucher*innen ist das Forum Katholischer Erwachsenenbildung einer der größten Verbände in Österreich. https://www.forumkeb.at/

Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich
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+43 (0)676 5390459
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