WorldSkills: Herzschlagfinale bei der Berufs-Weltmeisterschaft in Salzburg

WorldSkills: Herzschlagfinale bei der Berufs-Weltmeisterschaft in Salzburg

Am letzten Wettbewerbstag kämpfen die acht rot-weiß-roten Fachkräfte noch um die letzten Millimeter, Hundertstel und Punkte. Am Sonntag folgt die Medaillenverleihung.

Es ist Samstag, kurz vor 12.45 Uhr im Messezentrum in Salzburg. Die Baustelle ist schon gekehrt, die letzten Spuren der drei intensiven Wettkampftage werden noch eilig beseitigt. Jetzt wird der offizielle Countdown eingezählt: „5, 4, 3, 2, 1!“ Aus, vorbei. Die Betonbauer beenden ihren Wettbewerb als Erste. Jetzt muss jeder sein Werkzeug aus der Hand legen.

Österreichs Teilnehmer, die Niederösterreicher JONAS SCHULNER und OLIVER WAILY, nehmen ihre Helme ab. Schweißgebadet, Arm in Arm mit Trainer Thomas Prigl kommen sie zu ihren Familien, Fans und Team-Kollegen. Jubel und Beifall branden im Anhang der Österreicher auf. Der „Böhmische Traum“ auf der Ziehharmonika und Anfeuerungsrufe werden angestimmt. Olivers Familie schließt ihren Sohn in die Arme. Tränen des Stolzes und der Erleichterung fließen.

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Es ist unüberhörbar und übersehbar: WorldSkills, die Weltmeisterschaften der Berufe, sind auf der Zielgeraden angekommen. Ein letztes Mal Daumen drücken für Rot-Weiß-Rot steht heute am Programm. Am letzten Wettbewerbstag wurde den acht österreichischen WM-Startern noch einmal alles abverlangt. Bis zur letzten Sekunde markieren, messen und mauern die heimischen Asse mit der Weltspitze um die Wette.

In wenigen Minuten beenden auch die Anlagenelektriker ihren Bewerb. Als letzte Schritte hat der Oberösterreicher PHILIPP BRUCKNER die in den vorangegangenen Tagen montierte Industrieanlage in Betrieb genommen und programmiert. Jetzt geht es darum, den Handbetrieb und Automatikmodus zu testen – und gegebenenfalls auf Fehlersuche zu gehen.

HOCHSPANNUNG IN ALLEN BEWERBEN

Gegenüber, im Bewerb der Chemielabortechnik, arbeitet CAROLINE PAHLE aus Tirol noch hochkonzentriert an ihren finalen Analyse-Aufgaben. Speditionslogistiker MARKO NEBRIGIC aus Vorarlberg bereitet sich unterdessen auf seine Abschluss-Präsentation vor: Er hat drei Tage lang komplexe Logistikpläne erstellt und soll diese nun auf der internationalen Bühne „verkaufen“. Auf Englisch. Bei den Hochbauern ist es bis zuletzt spannend, ob die Teilnehmer mit dem finalen Projekt – einem Mauerwerk mit der Jahreszahl 2022 – fertig werden. Der Steirer KILIAN LUPINSKI arbeitet besonders sauber, präzise und nützt jede Minute, die noch bleibt. Sein Elektrotechnik-Kollege CHRISTOPH RUMPLER, ebenfalls aus der Steiermark, bekommt davon wenig mit. Er hat eine komplizierte „Smart Home“-Schaltung aufgebaut und in Betrieb genommen. Und auch der Salzburger Land- und Baumaschinentechniker KILIAN WALLNER hat noch sein letztes Modul, eine Fehlersuche bei einem riesigen Bagger, zu absolvieren.

VIELE PARAMETER

Im Anschluss schlägt die Stunde der internationalen Juroren. Ihnen steht eine intensive Zeit des Messens und Bewertens bevor. Kein Handgriff der letzten drei Tage ist unbemerkt geblieben. Nicht nur das finale Ergebnis fließt in die Beurteilungskriterien mit ein, sondern der gesamte Entstehungsprozess.

„Die Herangehensweise an die Aufgabenstellung ist für uns ganz entscheidend. Wenn es etwa darum geht, ein Problem zu identifizieren, ist nicht nur die benötigte Zeitdauer relevant, sondern auch eine strukturiere Methodik“, erklärt Andreas Scharler. Er ist – so wie seine internationalen Kollegen – in Doppelfunktion tätig: Einerseits ist er Trainer der Salzburger Medaillenhoffnung Kilian Wallner, andererseits ist er auch Juror bei den Land- und Baumaschinentechnikern. Entscheidend: Scharler beurteilt natürlich nur die Leistungen von Wallners Mitstreitern, während der rot-weiß-rote WM-Starter von den Trainern seiner Konkurrenz bewertet wird.

Selbiges gilt für Roland Mittendorfer: Der Eferdinger trainiert Hochbauer Lupinski und ist gleichzeitig sogar „Chief Expert“, also Chef-Juror. „Auch die Arbeitssicherheit, die Sauberkeit am Arbeitsplatz und die Kreativität spielen bei der Bewertung eine Rolle. Es sind viele Parameter in unterschiedlichen Arbeitsschritten, die ausschlaggebend sind“, sagt Mittendorfer.  

AUSREISSER AUSGESCHLOSSEN

Dem Bewertungsverfahren liegen strenge und transparente Kriterien zugrunde: Die Juroren müssen sich im Zweifelsfall auf eine gemeinsame Punktezahl einigen, Ausreißer durch einen einzelnen Entscheidungsträger in der Bewertung nach oben wie unten sind dadurch ausgeschlossen.  Die Teilnehmer mit den höchsten Punktezahlen erobern Gold, Silber und Bronze. Durch ein komplexes System werden die Punkte schließlich auch bewerbsübergreifend vergleichbar gemacht. Nur als Anhaltspunkt: Die Punktespanne liegt dann schlussendlich meist zwischen 600 bis 800 Punkten. Kandidaten, die über 700 Punkte holen, aber den Sprung aufs Podest versäumen, werden mit einem „Medallion for Excellence“ gewürdigt.

FLAGGENÜBERGABE AN LYON
Nun heißt es warten: Die Sieger von Salzburg werden am Sonntag, von 16 bis 18 Uhr, im Rahmen der offiziellen „Closing Ceremony“ gekürt. Teil des Programms ist die Weitergabe der WorldSkills-Flagge an die Offizielle aus Lyon, dem Ausrichter der Berufs-WM 2024. Dort sollen die gesamten Bewerbe – wie üblich – innerhalb von einer Wettbewerbswoche ausgetragen werden. Die heurige Berufs-Weltmeisterschaft ist hingegen – nach der Absage von Shanghai – in 15 Ländern erfolgreich über die Bühne gegangen. Insgesamt 45 österreichische Fachkräfte haben dabei neun Medaillen erobert: Mit fünf Mal Gold und je zwei Mal Silber und Bronze sowie 17 „Medallions for Excellence“ liegt Österreich im EU-Vergleich – vor den WM-Bewerben in der Mozartstadt – sensationell sogar auf dem zweiten Platz. In der Berufs-WM-Geschichte durfte Rot-weiß-rot bis dato insgesamt über 86 Gold-, 68 Silber- und 73 Bronzemedaillen jubeln. (PWK492/HSP)

Christoph Sammer
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