Hilfe für bedrohte Fischart: Bundesforste legen „Nasen“ 60.000 Eier ins Nest

Hilfe für bedrohte Fischart: Bundesforste legen „Nasen“ 60.000 Eier ins Nest

Wiederansiedlungsprojekt für seltene Nasen in der Traun – 150 Schotter-Nester als Kinderstube für rund 20.000 Jungfische – Laichzug der Nasen als besonderes Naturschauspiel

Ostereier suchen einmal anders: Sobald die Temperaturen wieder etwas steigen, gehen Fischerei-Experten der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) demnächst im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojekts in Oberösterreich auf eine ganz besondere Unterwasser-Mission. Sie entnehmen aus einem Zubringerfluss der Enns befruchtete Fischeier der „Nase“ und transportieren diese an die Traun, um rund 150 eigens angelegte Schotter-Nester damit zu befüllen. So soll die stark gefährdete Fischart wieder im Fluss heimisch werden.

„Die Bundesforste betreuen und bewirtschaften über 2.000 km Fließgewässer des Landes“, sagt Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. „Damit einher geht die Verantwortung, die Artenvielfalt in diesen sensiblen Ökosystemen auch für zukünftige Generationen zu erhalten.“ Die Nase (_Chondrotoma nasus_) ist ein geselliger, bis zu 50 cm langer Schwarmfisch. Ihren Namen verdankt sie dem markanten Aufsatz auf ihrer Oberlippe, der ihrem Kopf ein nasenartiges Aussehen verleiht.

SELTEN GEWORDENES NATURSCHAUSPIEL: LAICHZUG DER NASEN

Kam die Nase früher als Massenfisch in allen österreichischen Voralpenflüssen millionenfach vor, sind die Populationen seit mehreren Jahrzehnten stark zurückgegangen. Grund dafür sind vor allem die Verbauung und Regulierung der Gewässer, wodurch die Laichwanderungen der Nase verhindert werden und die Fische sich nicht ausreichend fortpflanzen können. Umso besonderer ist das Naturschauspiel, das – abhängig von Wassertemperatur und Witterung – in Kürze im Neustiftgraben stattfindet: In dem Zubringerfluss der Enns in der oberösterreichischen Gemeinde Großraming versammeln sich jedes Jahr noch tausende Nasen, um ab einer Wassertemperatur von rund sieben Grad ihren Laich flächendeckend auf dem lockeren Schottergrund abzulegen.

150 SCHOTTER-NESTER ALS KINDERSTUBE FÜR 20.000 KLEINE NASEN

Von dort entnehmen Fischerei-Experten der Bundesforste einen kleinen Teil der befruchteten Fischeier, um das kostbare Gut innerhalb weniger Stunden zur nahe gelegenen Traun und Ager zu transportieren. An zwei flach abfallenden, ufernahen Kiesbänken an Traun und Ager wird auf einer Fläche von etwa 200 m² der befruchtete Fischlaich in rund 150 Schotter-Nester eingebracht. Um diese anzulegen, wird der Schotter am Grund des Flusses gezielt aufgelockert. So werden die feinen Sedimente und Verschlammungen mit Hilfe der Wasserströmung wieder aus dem Schotterbett ausgespült. Danach wird eine etwa 30 cm tiefe Mulde mit einem Durchmesser von einem halben Meter gegraben, in die der Fischlaich vorsichtig eingebracht wird. Rund 60.000 Fischeier finden auf diese Weise ihre neue „Kinderstube“ in der Traun.

„Die Wiederansiedlung mit befruchtetem Laich aus Naturgewässern ist eine sehr nachhaltige Maßnahme, da hier im Gegensatz zum Einbringen von Zuchtfischen die natürliche Selektion greift. So ist gewährleistet, dass die Jungfische perfekt an ihren neuen Lebensraum angepasst sind“, erklärt Andreas Gruber. Schon in wenigen Wochen werden aus einem Teil der Eier rund 20.000 winzig kleine Fischlarven schlüpfen und ihre neue Heimat besiedeln. Ihre ersten Lebenswochen verbringen die frisch geschlüpften Nasen in den flachen und naturbelassenen Uferbereichen, wo sie gut geschützt vor Fressfeinden heranwachsen können. 

HUCHEN, FISCH DES JAHRES, PROFITIERT VON DER WIEDERANSIEDLUNG DER NASE

Nasen erfüllen im Ökosystem eines Flusses wichtige Funktionen. Zum einen grasen sie mit ihrer hornigen Oberlippe die Steine am Boden ab und befreien ihn so von übermäßigem Algenbewuchs. Zum anderen sind sie ein wichtiger Bestandteil in der Nahrungskette des stark vom Aussterben bedrohten Huchens, Fisch des Jahres 2023. In Österreich sind die Huchen-Populationen u.a. als Folge von Flussverbauungen auf nur noch rund 6 % des ursprünglichen Verbreitungsgebiets zurückgegangen. Huchen ernähren sich bereits im Larvenalter von jungen Nasen – sollte sich die Nasenpopulation in der Traun erholen, könnte sich dies auch positiv auf die Huchen-Bestände auswirken.

MEHRJÄHRIGES PROJEKT MIT LAUFENDER EVALUATION

Die Wiederansiedlung der Nase an der Traun ist Teil des mehrjährigen LE (Ländliche Entwicklung)-Projektes „Integratives ökologisches Gewässermanagement an Traun & Alm“, und wird dieses Jahr bereits zum dritten Mal in enger Zusammenarbeit mit dem bewirtschaftenden Fischereiverein Traunseefischer durchgeführt. Im kommenden Herbst überprüfen die Bundesforste, wie viele Jungnasen in der Traun vorhanden sind. In einigen Jahren kehren diese als adulte Fische hoffentlich in ihre Laichgründe zurück, um selbst für Nachwuchs zu sorgen und so die Nasenpopulation in der Traun nachhaltig zu sichern.

PRESSEFOTOS unter www.bundesforste.at

Österreichische Bundesforste
Andrea Kaltenegger
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