Leipziger Buchmesse 2023 im ORF: Programmschwerpunkt anlässlich Österreichs Gastlandauftritt

Leipziger Buchmesse 2023 im ORF: Programmschwerpunkt anlässlich Österreichs Gastlandauftritt

„kulturMontag Spezial“, „Kultur Heute“, „erLesen“, Thementag „Literatur-Filme“, „Radiokunst – Kunstradio“ u.v.m.

Wien (OTS) – Heute Abend (26. April) wird die Leipziger Buchmesse 2023, bei der Österreich heuer Gastland ist, offiziell eröffnet. Der ORF widmet diesem Anlass neben aktueller trimedialer Berichterstattung einen Schwerpunkt in TV und Radio.

So bringt ORF 2 am Feiertag, Montag, dem 1. Mai, ein „kulturMontag Spezial“ (22.30 Uhr): Die von Imogena Doderer präsentierte Sondersendung beleuchtet die unterschiedlichen Aspekte des gehaltvollen rot-weiß-roten Gastland-Auftritts unter dem Motto „meaoiswiamia“ und der künstlerischen Leitung von ORF-Literaturchefin Katja Gasser. Anschließend steht Maria Schraders Literaturverfilmung „Vor der Morgenröte“ (23.25 Uhr) mit u.a. Josef Hader nach der Romanvorlage von Stefan Zweig auf dem Programm.
ORF III zeigt am Dienstag, dem 2. Mai, zwei Spezialsendungen: So meldet sich „Kultur Heute“ (19.45 Uhr) von der Leipziger Buchmesse, bei Peter Fässlacher ist u. a. Katja Gasser zu Gast. Auch die aktuelle „erLesen“-Ausgabe (22.40 Uhr) kommt aus Leipzig: Heinz Sichrovsky empfängt seine Gäste Clemens Setz, Renate Welsh und Alex Beer direkt auf dem Messegelände.
3sat zeigt schon am Samstag, dem 29. April, im Rahmen des Thementages „Literatur-Filme“ anlässlich der Leipziger Buchmesse österreichische TV-Highlights wie „Spiel im Morgengrauen“ nach der gleichnamigen Novelle von Arthur Schnitzler (7.20 Uhr), Reinhold Bilgeris Bestseller-Verfilmung „Der Atem des Himmels“ (15.15 Uhr), die Eschenbach-Adaption „Krambambuli“ (17.15 Uhr) und die Dürrenmatt-Verfilmung „Der Besuch der alten Dame“ (18.45 Uhr). Ö1 setzt sein bereits mit einzelnen Sendungen gestartetes Programm zur Leipziger Buchmesse am Sonntag, dem 30. April, mit „Radiokunst – Kunstradio“ (22.05 Uhr) und dem Stück „BLU NON BLU“ von Rupert Huber fort. Ausgehend von seiner Komposition für die immersive Installations-Perfomance „Influence of Blue“ im Kulturkraftwerk Leipzig im Rahmen der Buchmesse, hat Huber für das Ö1-„Kunstradio“ diese eigenständige Radiokomposition erarbeitet.

Die ORF-TVthek stellt die Sendungen des TV-Schwerpunkts live und on Demand bereit, sofern die entsprechenden Online-Lizenzrechte vorhanden sind.

Die Themen des „kulturMontag Spezial“ am 1. Mai (22.30 Uhr, ORF 2)

Die Botschaft, die Österreich in Leipzig verbreiten will, mag für die deutsche Zunge eine gewaltige Herausforderung sein. Mit dem Slogan „meaoiswiamia“, auf Hochdeutsch „mehr als wir“, will man die doch etwas ruppige „mia san mia“-Mentalität der Alpenländer lieber zu Hause in der Besenkammer lassen. Das vom Wiener Autor Thomas Stangl kreierte Motto wird nicht nur auf dem Messegelände, sondern auch in der ganzen rund 600.000 Einwohner großen Stadt zu sehen sein. Selbst in der Straßenbahn sind die Sachsen zwischen den Stationsansagen mit dem österreichischen Dialekt, und zwar von Liedermacher und Literat Nino aus Wien, konfrontiert. Wie fit ist die größte Publikumsmesse Deutschlands in der österreichischen Sprache? Der „kulturMontag Spezial“ macht die Probe aufs Exempel.

Offen und divers, progressiv und zukunftsmutig, humorbegabt und zu Selbstkritik fähig will sich Österreich in Leipzig präsentieren. Ein sehr vielfältiges Bild dieses Landes will Katja Gasser, die künstlerische Leiterin des österreichischen Gastlandauftritts, in Leipzig zeigen. Gemeinsam mit der Crème de la Crème von Österreichs Literatinnen und Literaten wollen die Macher/innen mit einem Sonderbudget von 2,2 Millionen Euro für den Gastlandauftritt ganz bewusst auf der Leipziger Buchmesse irritieren und nichts weniger als die ganze Stadt erobern. So zum Beispiel mit der ungewöhnlichen Literaturshow „Werdet Österreicher“, die von dem Satiriker-Duo Stermann/Grissemann in der Schaubühne Lindenfels moderiert wird und heimische Klischees aufs Korn nimmt. Einen Schreibwettbewerb der „Schule für Dichtung“ hat Leiter Fritz Ostermayer dafür unter dem Titel „Die Verbesserung von ganz Österreich“ ausgeschrieben. Rund 360 Texte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind eingetroffen, die drei besten satirischen Werke werden prämiert. Wie sehr sich die Teilnehmer/innen für ihre literarischen Klischees des Österreichischen kein Blatt vor den Mund genommen haben, wird sich weisen.

Literarische Gustostückerln der jüngeren Autoren-Generation werden im Österreich-Pavillon mit der Serie „Archive des Schreibens“ präsentiert. Dafür entwickelte der ORF ein „filmisches Archiv österreichischer Gegenwartsliteratur“, das sowohl im linearen Fernsehen im Rahmen des „kulturMontag“ als auch auf der Online-Plattform Topos gezeigt wird: von Anna Baar, die jüngst mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet wurde, bis zu Ferdinand Schmalz, der für sein Stück „jedermann (stirbt)“ mit dem Nestroy-Theaterpreis und für den skurrilen Text „Mein Lieblingstier heißt Winter“ mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis prämiert wurde, von dem literarischen Poetry-Slammer Elias Hirschl bis zum musikalischen Grenzgänger Daniel Wisser – 20 unkonventionelle Porträts, die einen Querschnitt durch das literarische Schaffen bieten.

Seit 1995 ist Österreich erstmals wieder als Gastland auf einer Buchmesse vertreten, ein wichtiger Booster, um sich international stärker zu positionieren. Herzstück der Österreich-Präsentation ist die Ausstellung „Jetzt und Alles“. Diese hat Literaturmuseumschef Bernhard Fetz gemeinsam mit Kerstin Putz gestaltet und lädt damit zu einer Zeitreise zu den wichtigsten Autorinnen und Autoren der vergangenen 50 Jahre ein. Wie experimentierfreudig, vielstimmig, streitbar und musikalisch Österreichs Literatur ist, wird durch das Werk von Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, Peter Handke, Ilse Aichinger oder Marlene Streeruwitz deutlich. Welchen Einfluss die Schriftsteller/innen auf folgende Generationen haben, analysiert Clemens Setz, Österreichs jüngster Büchner-Preisträger, im Gespräch. Seine Texte sind literarische Sonderzonen, im Grenzbereich zwischen Surrealismus und Science-Fiction, sublimem Horror und groteskem Humor.

Kurios und ein wenig exzentrisch mag manchem die Cosplayer-Szene anmuten, die von der Leipziger Buchmesse nicht mehr wegzudenken ist. Ob Darth Vader oder Spiderman, Harry Potter oder Hulk, Asterix oder Aragorn aus Tolkiens „Herr der Ringe“ – seit rund zehn Jahren mischen sich die bunt-gewandeten Marvel-, Comic- und Sci-Fi-Fans unter die Leseratten am Lesefest und tragen somit sogar ein Stück weit zu dessen besonderen Charme bei.

Seit mehr als 60 Jahren ist die sächsische Metropole Partnerstadt Kiews und betreibt intensiven Austausch sowohl im kulturellen, wirtschaftlichen als auch im politischen Bereich. Zahlreiche ukrainische und russische Autorinnen und Autoren werden zur Messe erwartet. Das Trauma des Krieges und die Allgegenwart von Verlust und Trauer spiegeln sich in ihren Texten wider. Den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, der seit 1994 jährlich vergeben wird, erhält in diesem Jahr die russisch-jüdische Autorin Maria Stepanova. Für ihr waches Geschichtsbewusstsein in ihrer Poesie wird die 1972 in Moskau Geborene, die derzeit im deutschen Exil lebt, ausgezeichnet. Doch schon im Vorfeld regt sich gegen die Entscheidung heftiger Widerstand aus der ukrainischen Community.

Wie erschüttert ist die liberale Demokratie? Dieser Frage geht der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck in seinem neuen Buch „Erschütterungen. Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht“ nach. Im „kulturMontag“-Interview lotet er die Scherben einer Ostpolitik aus, die im Verhältnis zu Russland zu lange nur auf die Prinzipien „Frieden vor Freiheit“ und „Wandel durch Handel“ gesetzt hat. Eindrücklich zeigt er, wie es in Zukunft gelingen kann, eine wehrhafte Demokratie zu werden.

Mit dem literarisch-musikalischen Event „Wildes Österreich“ will das Gastland auf die widerspenstige Qualität des „Homo Austriacus“ aufmerksam machen und auch den Geschmack Österreichs in Leipzig vermitteln. Denn die Alpenrepublik hat doch mehr zu bieten als das berühmte Wiener Schnitzel oder die legendäre Sachertorte. Morbide wie die Österreicher/innen sind, lädt man hier gar zu mörderischen Menüs mit Krimistars wie Alex Beer, Marc Elsberg oder Eva Rossmann ins Café Grundmann ein.

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