EuroSkills: Auftakt mit messerscharfen Schnitten und überraschender Wende

EuroSkills: Auftakt mit messerscharfen Schnitten und überraschender Wende

Die 44 österreichischen Teilnehmenden bei den Berufseuropameisterschaften in Danzig haben heute ihre Arbeit aufgenommen

Die Hafenstadt Danzig avanciert dieser Tage zum Zentrum der beruflichen Exzellenz: An der polnischen Küste rittern rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 32 Nationen um Gold, Silber und Bronze – 44 „Young Professionals“ (Fachkräfte unter 25 Jahren) aus Österreich sind am Start. Heute haben die rot-weiß-roten Medaillenhoffnungen die Arbeit aufgenommen: In der extra für die EM aufgebauten Zeltstadt, die an die „AmberExpo“ (eines der größten Kongress- und Konferenzzentren des Landes) angrenzt, wird seit den Morgenstunden gehämmert, gekocht, gemessen und gefeilscht. Nicht nur um Medaillen.

So wetzt auch der steirische EM-Starter FERDINAND SORGER die Messer: In seinem fünfteiligen Wettbewerb muss der Frauentaler, der bei Spar in Graz in der Abteilung Tann beschäftigt ist, einen „Rindsenglischen“ zerlegen. Dabei wird die Rückenmuskulatur des Rinderrückens mit einer scharfen Klinge vom Knochen getrennt – Edelteile wie das Beiried gehen aus dem millimetergenauen Schnitt hervor. „Die Präzision ist spielentscheidend. Jedes von mir hergestellte Fleischprodukt muss gewissen optischen Anforderungen entsprechen. Dabei braucht es auch eine gewisse Durchgängigkeit. Das bedeutet: Alle unterschiedlichen Erzeugnisse sollten ähnlich aussehen. Selbstverständlich legen die Juroren auch großen Wert darauf, dass sauber und nachhaltig gearbeitet wird – Reste sollten quasi gar nicht erst entstehen“, erklärt Sorger. Zwar bleiben Zwischenergebnisse der Wertungsrichter streng geheim, Sorgers Einschätzung ist trotz Überraschung zu Beginn des Wettbewerbs positiv: Ausgerechnet der von ihm zu bearbeitende Rinderrücken wurde während der Schlachtung gebrochen. Davon hat sich der Steirer aber nicht aus dem Konzept bringen lassen: „Wir haben es den Experten gemeldet – vom Plan komme ich deswegen nicht ab.“

* FOTO (Credit: Skills Austria/Florian Wieser): FLEISCHER FERDINAND SORGER aus Frauental bekam es am Vormittag mit einem „Rindsenglischen“ und einer Überraschung zu tun: (hier)

DIGITALER BAUSPEZIALIST IST „GUTER DINGE“

Das gilt auch für MILAN STOJAKOVIC: Der Tiroler HTL-Absolvent tritt im Beruf „Digital Construction“ an, wo er an Tag eins mit dem Aufbau einer cloudbasierten Projektmanagement-Plattform begonnen hat. „Dabei zeichne ich virtuell ein komplettes Gebäude bzw. Teile von einem Gebäude – inklusive Wände, Fenster, Türen usw. Auch das Tragwerk, Träger, Stahlstützen werden unter anderem eingezeichnet. In der Cloud hat jeder auf das Gesamtergebnis Zugriff. Dadurch können etwa Kollisionen im Vorfeld ausgeschlossen werden“, sagt der Wattenser. Sein erster Eindruck: „Es war ein harter und spannender Tag. Ich konnte heute schon die ersten beiden Module erledigen – das Architekturmodell habe ich um statische Elemente ergänzt und zusammengespielt. Die Cloud ist soweit eingerichtet, damit ich in den kommenden Tagen damit arbeiten kann. Es ist eigentlich ganz gut gegangen. Ich bin guter Dinge.“ (PWK280/HSP)

* FOTO (Credit: Skills Austria/Florian Wieser): Der Wattenser MILAN STOJAKOVIC hat am Vormittag mit der Einrichtung einer cloudbasierten Plattform gestartet. (hier)

MODE-SPEZIALISTINNEN SCHNEIDERN AN PARKA

Optimistisch ist auch LISA LINTSCHINGER: Die Modespezialistin aus Tamsweg tritt gemeinsam mit ANNA MARIA THEURL im Beruf „Fashion Technology“ an. „Wir mussten bereits den ersten Schnitt in Originalgröße zeichnen – auf Basis eines Bildes von einem Rock. Außerdem müssen wir auch einen Parka nähen – auch damit haben wir bereits angefangen.“ Lintschingers Teampartnerin Theurl, eine Osttirolerin, die nun in Graz wohnt und im Burgenland bei Vossen arbeitet, meint: „Wir haben schon die ersten Sketches gezeichnet, also die ersten Zeichnungen – das Gefühl ist gut!“ Kollegin Lintschinger ergänzt: „Im Vorfeld haben wir zwar gewisse Vorgaben erhalten, nun wissen wir aber etwa auch, mit welchen Stoffen wir arbeiten müssen.“

* FOTOS (Credit: Skills Austria/Florian Wieser): Die Lungauer MODESPEZIALISTIN LISA LINTSCHINGER hat die ersten Schnitte entworfen (hier) – Tirol, das Burgenland und die Steiermark halten ANNA MARIA THEURL, die bereits die ersten Zeichnungen entworfen hat, ganz besonders die Daumen. (hier)

MERZENSTEINER WIRD MIT VERÄNDERUNGEN GEFORDERT

Der Werkstoff war JOACHIM NIMPF hingegen von der ersten Sekunde an bekannt: Der niederösterreichische Hochbauer baut verschiedene Sichtmauerwerke aus Klinkerziegeln. „Ich habe mich insgesamt sieben Wochen intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet. Trainiert habe ich vor allem das Testprojekt, das wir erhalten haben. Dieses beschreibt die Aufgabenstellung, mit der ich es heute zu tun bekommen habe, zu etwa zwei Dritteln. Natürlich habe ich mich auch auf alle Eventualitäten und Abänderungen so gut es geht vorbereitet. Was ich jetzt schon weiß: Dieser ursprüngliche Plan wurde stark über den Haufen geworfen. Natürlich macht es das wieder viel schwieriger“, sagt der Merzensteiner.

* FOTO (Credit: Skills Austria/Florian Wieser): Große Abweichungen vom Testprojekt: HOCHBAUER JOACHIM NIMPF bleibt dennoch voll auf Kurs. (hier)

SEMRIACHER BÄNDIGT TONNENSCHWERE KOLOSSE

Mit der buchstäblich größten Herausforderung hat es EM-Starter JOHANNES BOJER, Land- und Baumaschinentechniker, zu tun: „Ich musste am Vormittag einen Bagger einstellen, die Hydraulikdrücke messen und die Technik des Fahrzeugs grundsätzlich überprüfen. Schauen wir mal, was der restliche Tag noch bringt. Jedenfalls will ich das Beste rausholen. Vor dem Start war ich gespannt wie ein Regenschirm – zum Glück hat sich die Nervosität aber rasch gelegt.“

* FOTO (Credit: Skills Austria/Florian Wieser): Bändigt die Kolosse: Der Semriacher LAND- UND BAUMASCHINENTECHNIKER JOHANNES BOJER muss Fehler in der Technik der Fahrzeuge erkennen. (hier)

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Weitere Bilder – auch von den weiteren Teilnehmern – finden Sie auf dem Flickr-Kanal (hier klicken). (Credit: Skills Austria/Florian Wieser)

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