Vom Wald ins Sägewerk: Recherche zeigt Wege der Transparenz bei Lieferketten von Holz

Vom Wald ins Sägewerk: Recherche zeigt Wege der Transparenz bei Lieferketten von Holz

Stiftung COMÚN zeigt am Beispiel des österreichischen Holzunternehmens HS Timber Group in ihrem „Lieferkettenatlas“, wie technologiegestützte Rückverfolgbarkeit funktionieren kann

Zwei Drittel der verbliebenen Urwälder in der temperaten Klimazone der Europäischen Union befinden sich in Rumänien. Sie gehören zu den reichhaltigsten Ökosystemen Europas und sind auch für die Aufnahme und Speicherung von Kohlendioxid von großer Bedeutung. Doch trotz ihrer hohen Relevanz für Weltklima und Sicherung der Ökosysteme sind auch diese Urwälder von legalen und illegalen Einschlägen betroffen. Auch österreichische Holzkonzerne sind in Rumänien aktiv und stehen immer wieder in der Kritik. 

Im Rahmen einer Vor-Ort-Recherche im Verbund mit namhaften Expert*innen aus Österreich und Rumänien hat die Stiftung COMÚN für ihren „Lieferkettenatlas“ dazu recherchiert. Am Beispiel des Unternehmens HS Timber Group wurde dabei untersucht, inwiefern technologiegestützte Transparenzbemühungen in der gelebten Praxis funktionieren und welche Auswirkungen sie mit sich bringen. 

„_Vielfach haben wir in der Vergangenheit aufgezeigt, wie österreichische Konzerne am Raubbau auch in geschützten Wäldern Rumäniens beteiligt sind. Umso wichtiger ist für uns daher zu überprüfen, wie es auch anders gehen könnte. Für unseren Lieferkettenatlas haben wir die rumänische Lieferkette von HS Timber unter die Lupe genommen, in der die Bemühungen des Unternehmens sichtbar werden_“ so Veronika Bohrn Mena, Vorsitzende von COMÚN. 

EIGENES SYSTEM KOMPENSIERT MANGELHAFTE STAATLICHE KONTROLLEN 

Ein eigens entwickeltes GPS-Trackingsystem zur Rückverfolgung von Rundholzlieferungen hilft HS Timber, die Lücken im rumänischen Kontrollsystem zu schließen. Dieses System namens ‚Timflow‘ wird als Ergänzung zu den nationalen Kontrollmaßnahmen eingesetzt und ist ein wichtiger Teil des vielgliedrigen Sorgfaltspflichtsystems des Unternehmens. Dabei werden fix verbaute GPS-Geräte in Holz-Trucks eingesetzt, um die Herkunft des Holzes lückenlos zu erfassen. Fotodokumentationen der Ladung am Ladeort und bei Warenannahme im Werk, sowie Datenbanken über Waldbestände, Einschläge und Handel, die laufend miteinander abgeglichen werden, werden zur Lieferkettenkontrolle eingesetzt. Über 25.000 Lieferungen wurden im Jahr 2022 auf diese Weise erfasst und kontrolliert. Nicht zuletzt werden Lieferanten ausgelistet, die nicht den geforderten Standards entsprechen, oder diese nicht einhalten wollen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu rückverfolgbaren, transparenten Lieferketten: 

„_Unsere rumänischen Partner haben mehrfach nachgewiesen, dass die staatlichen Kontrollsysteme im Rahmen des Systems „SUMAL“ relativ einfach umgangen und ausgetrickst werden können. Die ergänzenden Maßnahmen von HS Timber sind daher ein deutlich darüber hinausgehender Schritt, um auch gegenüber den Abnehmern ihrer Produkte glaubhaft machen zu können, dass man in den eigenen Lieferketten Holz aus illegalen Abholzungen eliminieren will_“ so COMÚN-Vorsitzende Veronika Bohrn Mena, die als Autorin des neuen Kapitels im „Lieferkettenatlas“ fungiert. 

EIN PREIS, DEN DIE WELT NICHT MEHR ZAHLEN KANN 

Auch der rumänische Umweltaktivist Gabriel Paun, Präsident der Umweltorganisation „Agent Green“, der sich seit vielen Jahren u.a. mit den Aktivitäten von österreichischen Holzkonzernen in Rumänien beschäftigt, zieht eine positive Bilanz zu „Timflow“: 

„_Timflow ist ein hervorragendes Beispiel für Transparenz & Rückverfolgbarkeit, die das Ergebnis von 10 Jahren öffentlichkeitswirksamer Kampagnen sind. Ich musste Probleme in der Lieferkette des Unternehmens aufzeigen, bevor sich was änderte. Aber als wir von der Konfrontation zu konstruktiven und transparenten Lösungen übergingen, änderten sich die Dinge. Ich hatte gehofft, dass dies einen Dominoeffekt bei anderen großen österreichischen und internationalen Unternehmen, die in Rumänien tätig sind, auslösen würde, aber das war nicht der Fall. Dabei stünde Timflow allen interessierten Unternehmen offen. Der Verlierer ist der Wald, die biologische Vielfalt, das Klima und die lokalen Gemeinschaften. Das ist ein Preis, den die Welt nicht mehr zahlen kann.“_ 

Im Lieferkettenatlas der Stiftung COMÚN finden sich alle Ergebnisse der Recherchen, welche auch die Erkenntnisse von internationalen NGOs berücksichtigen, sowie eine Bildreportage, die Fotograf & Umweltaktivist Matthias Schickhofer im Auftrag von COMÚN in rumänischen Wäldern und einem Werk von HS Timber in Reci erstellt hat. Alle Informationen sind ab sofort unter https://lieferkettenatlas.com/holz abrufbar.

Stiftung COMÚN, +436603202086, vorstand@comun.at

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