ÖGB an Familienministerium: Wo bleibt die Zeitverwendungsstudie?

ÖGB an Familienministerium: Wo bleibt die Zeitverwendungsstudie?

ÖGB-Schumann: „Es schneit frauenpolitisch in unserem Land überall herein, doch die Regierung schläft in der Pendeluhr.“

„Das Ende der Erhebungsphase der Zeitverwendungsstudie ist nun schon ein Jahr her. Präsentiert werden sollte die Studie im zweiten Halbjahr, das Ergebnis lässt aber immer noch auf sich warten, was maximal irritierend ist“, sagt Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB, und ortet bewusstes Zurückhalten der Studie, die nach der letzten Studie im Jahr 2009 nicht nur einen Einblick in die Arbeitszeitgestaltung, sondern auch in die geschlechtsspezifischen Belastungen der österreichischen Arbeitnehmer:innen bieten soll. „Es schaut so aus, als hätten Familienministerin Raab und die Regierung etwas zu verheimlichen“, so Schumann weiter. Dabei brauche man die Studie gar nicht, um zu wissen, dass die Bundesregierung für die Gleichstellung von Frau und Mann nichts übrig hat.  

Die Zeitverwendungsstudie, in Auftrag gegeben von Statistik Austria, verspricht eine umfassende Analyse der täglichen Zeitverteilung der österreichischen Bevölkerung. Von besonderem Interesse ist dabei die Aufschlüsselung nach Geschlecht, um die geschlechtsspezifischen Unterschiede und Belastungen auf dem Arbeitsmarkt besser zu verstehen. Schumann betont die Bedeutung dieser Daten für die Entwicklung und Weiterentwicklung von geschlechtergerechten Arbeitszeitmodellen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, insbesondere für Frauen, verbessern sollen. 

„Es ist nicht nur bedauerlich, sondern schlicht inakzeptabel, dass die Veröffentlichung der Zeitverwendungsstudie weiterhin verschoben wird. Diese Studie ist von grundlegender Bedeutung, um die Arbeitsbedingungen und geschlechtsspezifischen Herausforderungen in der Arbeitswelt zu verstehen und anzugehen“, sagt ÖGB-Vizepräsidentin Schumann und hebt hervor, dass Frauen oft mit zusätzlichen Belastungen durch unbezahlte Arbeit im Haushalt und in der Pflege von Angehörigen konfrontiert sind. Die Zeitverwendungsstudie könnte dazu beitragen, diese unbezahlte Arbeit sichtbar zu machen und die Forderungen nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und einer fairen Entlohnung vor allem in frauendominierten Branchen, wie etwa dem Handel, zu stärken. 

Auch das anstehende Weihnachtsfest sorgt bei vielen Frauen für Überlastung, einen sogenannten Mental Load. „Das Haus putzen, die Schwiegermutter vom Bahnhof abholen, das Weihnachtsessen besorgen, das Essen kochen, die Geschenke besorgen und dazu möglicherweise auch noch einen Job, bei dem am Heiligen Abend bis 14 Uhr gearbeitet wird – das ist nicht zu schaffen“, so Schumann, die kritisiert, dass diese Tätigkeiten – wie auch andere Care-Tätigkeiten – als selbstverständlich hingenommen werden. „Frauen erledigen häufig das Familienmanagement neben all den anderen Aufgaben, die Beruf und Freizeit mit sich bringen“, sagt die Gewerkschafterin und betont, dass Frauen einen enormen Beitrag zur Gesellschaft leisten, der nicht angemessen gewürdigt wird. „Die Zeitverwendungsstudie würde dazu beitragen, diese unsichtbare Arbeit zu erkennen. Natürlich gilt es dann Maßnahmen zu ergreifen, um Frauen zu entlasten und jene Partnerschaften zu unterstützen, die ihre Sorgearbeit fair aufteilen“, so Schumann.  

Der ÖGB fordert die umgehende Veröffentlichung der Zeitverwendungsstudie und appelliert an die Verantwortlichen, die geschlechtsspezifischen Daten gesondert zu betrachten und in die Diskussion über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und Arbeitszeitregelungen einzubeziehen. „Fehlende Kinderbetreuung, eine nie dagewesene Teuerung in Kombination mit hoher Teilzeitarbeitsquote bei Frauen und nun auch noch die Anhebung des Frauenpensionsalters – es schneit frauenpolitisch in unserem Land überall herein, die Regierung schläft aber in der Pendeluhr“, so Schumann und schließt: „Wir werden weiterhin auf Transparenz drängen, um eine gerechte und gleichberechtigte Arbeitswelt für alle zu schaffen.“ 

ÖGB Kommunikation
Martin Mandl
0660 5212646
martin.mandl@oegb.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender