MAK zeigt “TROIKA. Terminal Beach”

MAK zeigt “TROIKA. Terminal Beach”

Die immersive Rauminstallation des Künstler*innenkollektivs Troika rückt nicht-menschliche Intelligenz in den Fokus – Ein Projekt des MAK im Rahmen der Klima Biennale Wien 2024

Mit der speziell für das MAK konzipierten immersiven Rauminstallation „Terminal Beach_“_ (MAK Contemporary, 1.5.–11.8.2024) entfaltet das Künstler*innenkollektiv Troika eine dystopische Szenerie am Rande der Zeit, am Ende von natürlichem Leben auf der Erde und an der Schnittstelle von virtueller und materieller Welt. Ein mit schwarzem Fell überzogener Roboterarm fällt in der titelgebenden Animation den letzten Baum auf der Erde, während 3D-gedruckte digitale Zwillinge musealer Objekte – „Grenzgänger“ – als enigmatische Mischwesen eine überflutete Landschaft bevölkern. Mit dieser ersten Einzelausstellung in Österreich nimmt Troika die vielschichtigen Formen nicht-menschlicher Intelligenz in den Fokus und wirft Fragen über die Anpassung von Lebewesen an den Klimawandel und über das digitale Nachleben menschlicher Mythen, Kultur und Geschichte auf.

„Wir sind daran interessiert, die Idee des Grenzraums zu erforschen, des Raums zwischen dem Künstlichen und dem Natürlichen, dem Lebendigen und dem Nicht-Lebendigen, der ‚entmaterialisierten‘ digitalen Welt und unserer physischen Welt, um Situationen zu schaffen, in denen eine Art Andersheit entstehen kann“, so Eva Rucki, Conny Freyer und Sebastien Noel, die sich als Künstler*innenkollektiv Troika seit 2003 mit den vielfältigen Verbindungen zwischen Mensch, Natur und Technologie beschäftigen.

Es ist eine aufrüttelnde Szenerie, die Troika im Zentrum des MAK am Stubenring, im Ausstellungsraum MAK Contemporary entfaltet. Das vierminütige, auf einer riesigen LED-Wall gespielte Video „Terminal Beach_“ _(2020) und das Martyrium des letzten Baumes scheinen endlos zu sein. Unaufhörlich, im immer gleichen Rhythmus, schlägt der Roboter mit einer Axt auf den Stamm des Baumes ein, bei jedem Schlag erzittert dieser bis ins Mark. Die Szene spielt in einer verlassenen Landschaft, in der alles natürliche Leben erloschen ist.

Die Zuseher*innen erleben die Handlung aus verschiedenen Perspektiven: dem kinematografischen Auge der Kamera, dem wachsamen Auge einer Drohne, dem verzweifelten Blickwinkel des Täters selbst und – in der letzten Sequenz – dem des Baumes, der die Geschehnisse aus seinem Inneren heraus wahrnimmt. Der Loop lässt jedes Ende offen: Werden wir es schaffen, unserer Geschichte eine positive Wendung zu geben?

Verstärkt wird die unheimliche Anmutung des Roboterarms durch eine akustische Kulisse, die an Vogelgesang erinnert. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Geophonie von Radiowellen, die von Blitzeinschlägen und geomagnetischen Stürmen erzeugt und vom British Antarctic Survey als Radiowellen aufgezeichnet wurden.

Die filmische Handlung wird im realen Ausstellungsraum weitergeschrieben. Das karge Land, der ferne Himmel, ein Strand und Wasser treten aus dem LED-Screen heraus ins Hier und Jetzt und spiegeln sich in einem Wasserbecken. Auch die Farben des Films schwappen in die Realität über und tauchen den Raum in unterschiedliches Licht.

In der überfluteten, farbgetränkten Landschaft versammeln sich mehrere Skulpturen – eigenartige Kreaturen, die aus dem längst verschwundenen Wald zu fliehen scheinen: digitale Nachleben, Geister menschlicher Mythen, geboren aus rekombinanten digitalen Bits. Die Künstler*innengruppe erweitert damit die Idee der Liminalität – eines Übergangszustands – in der Umwelt um dreidimensionale Collagen und stützt sich dabei auf mythische Darstellungen von „Grenzgängern“, die über Schwellen, Tore oder Grenzen wachen: Faune, Sphinxe, Phönixe, Zentauren oder Hypnos, der Gott des Schlafes.

Die Arbeiten knüpfen an eine Skulpturenserie an, für die das Kollektiv aus seinem Archiv bereits digitalisierter Skulpturen und musealer Objekte aus verschiedenen Online-Sammlungen schöpft. Für die MAK Ausstellung werden ausgewählte Objekte der MAK Sammlung 3D-gescannt und die Digitalisate anschließend für die Produktion fragmentiert und neu kombiniert. An Porzellan erinnernd, scheinen die Werke zunächst aus einem Guss zu sein, während bei genauerem Hinsehen die Schichtung des 3D-Drucks erkennbar wird.
Der Titel der Ausstellung und des Videos lehnt sich an J. G. Ballards Sammlung von Science-Fiction Kurzgeschichten „The Terminal Beach_“ _(1964) an. Sie kreisen um das bittere Paradoxon, dass die außergewöhnliche schöpferische Kraft der menschlichen Vorstellungskraft nur von ihrem rücksichtslosen Zerstörungstrieb übertroffen wird. Die konstruierte Landschaft oder „zweite Natur“ steht als eine vom Menschen selbst geschaffene – und wieder zerstörte – Sphäre zur Diskussion.

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