73. Städtetag: Schneeberger: „Die Innenstadt ist die härteste Nuss.”

73. Städtetag: Schneeberger: „Die Innenstadt ist die härteste Nuss.”

Arbeitskreis zu Innenstadtentwicklung und Städten als regionalen Zentren

Regionales Zentrum, Kernstadt, Herz der Region – diese Begriffe weisen klar darauf hin, dass „die Stadt“ für ihre Umlandgemeinden zentrale Aufgaben erfüllt. Im Arbeitskreis Innenstadtentwicklung wurden die Funktionen und Leistungen der Stadt für die Region hinterfragt: Was bringt es der Region, ein starkes Zentrum zu haben – was bringt es der Stadt, eine starke Region um sich zu wissen? Ein gesundes Zentrum muss auch auf sich selbst achten. Dabei führt kein Weg an Themen wie der Leerstandsfrage und Innenentwicklung vorbei. Im Arbeitskreis tauschten sich die Expert*innen über entsprechende Entwicklungen– positive ebenso wie Fehlschläge und Lernerfahrungen – aus und wiesen auf aktuelle Fördermöglichkeiten hin.

BÜRGERMEISTER KLAUS SCHNEEBERGER aus Wiener Neustadt eröffnete den Arbeitskreis mit Beispielen aus der gastgebenden Stadt und einem Bekenntnis: „Es gibt viele Herausforderungen. Aber die härteste Nuss ist die Innenstadt.“

Seit Beginn seiner Amtszeit stehen die Themen „Stadt und Land mitanand“ und „Weiterentwicklung der Innenstadt“ ganz oben auf seiner Agenda. Gerade für Zentralorte wie Wiener Neustadt ist eine Verankerung in der Region und die enge Kooperation mit dem Umland wichtig. Den Wiener Neustädter Hauptplatz bezeichnet der Bürgermeister nicht ohne Grund als sein „Wohnzimmer“, Schneeberger erklärte: “Unsere Innenstädte sind unter Druck. In Wiener Neustadt stehen wir aufgrund der enormen Handelsdichte in allen Branchen vor besonders großen Herausforderungen. Aus diesem Grund ergreifen wir seit rund zehn Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen, um die Innenstadt weiterzuentwickeln und zu fördern. Das reicht von den Neugestaltungen der Fußgängerzonen und der Errichtung einer Begegnungszone über die Forcierung des Wohnens in der Innenstadt bis hin zu einer Ansiedelungsprämie im Kampf gegen den Leerstand und einen Weihnachtsgutschein, der pro Jahr 1 Million Euro in der Innenstadt lukriert.”

DER HANDEL WIRD DIE INNENSTADT NICHT RETTEN

In ihrer Keynote berichtete MONIKA HOHENECKER, Senior Expert Cities & Municipalities, RegioPlan Consulting GmbH von aktuellen Trends für Stadt- und Ortskerne in den Bereichen Gastronomie, Freizeit und Kultur, konsumfreien und hoch qualitativen Aufenthaltsräumen für alle Alters- und Zielgruppen und erläuterte, welche Angebote Innenstädte haben müssen, um Menschen trotz Fachmarktzentren und Online-Handel in den Stadtkern zu locken. „Die Innenstadt ist nicht das bessere Einkaufszentrum – der Handel wird die Innenstadt nicht retten“ lautete eine von Hoheneckers Kernbotschaften. „Eine Region ist nur so stark wie ihr Zentrum. Kernstädte erfüllen zentrale Versorgungsfunktionen für die Umlandgemeinden. Eine sinnvolle regionale Abstimmung von Infrastruktur führt zu einem lebendigen Angebotsmix für die Bewohner*innen der Region.“ Wie es gelingen kann, zeigte ein Einblick in bereits betreute Projekte zur Leerstandsrevitalisierung mit Fokus auf Oberösterreich.

STADT – LAND ALS ORGANISMUS UND KOMMUNIZIERENDE GEFÄSSE

Mit ALOIS AIGNER, Regionalmanager Steyr-Kirchdorf, und OSKAR JANUSCHKE, City- und Regionalmanger aus der Stadt Lienz, waren zwei versierte Vordenker der regionalen Kooperation auf dem Podium.

Aus Oberösterreich brachte ALOIS AIGNER die Thematik Stadtumlandkooperationen in die Diskussion ein: „Eine Stadtregion kann man durchaus als gemeinsamen Organismus sehen.“ Im aktuellen Aktionsprogramm liege der Fokus auf Ortskernstärkung, Leerstands- und Brachflächenaktivierung. Aigner: „Wichtig ist immer eine engagierte Begleitung durch so genannte Kümmerer und eine nachhaltige Absicherung.“

OSKAR JANUSCHKE berichtete als Experte für Standortentwicklung, Wirtschaft und Stadtmarketing in Lienz von der neuen Handelsstrukturanalyse sowie spannenden Projekten zum Thema „urbane Produktion“. Januschke kann auf mannigfaltige Erfahrungen aus seiner Tätigkeit für und im Kooperationsgefüge „Zentralraum Lienzer Talboden“ zurückgreifen. „Innenstadt und Umgebungsraum sind vergleichbar mit „Kommunizierenden Gefäßen“ in der Physik. Sie sind als relationaler Lebensraum über viele Funktionen und Beziehungsebenen untrennbar miteinander verbunden. Die Gravitationskräfte der Innenstadt bauen auf Potenziale des Umgebungsraums auf, sie sind nur gemeinsam erfolgreich gestaltbar. Eine gute Stadtregionspolitik, zivilgesellschaftliches Engagement, wechselseitiges Vertrauen und ein sozioökonomisches Raumverständnis erhöhen die Erfolgsaussichten“, so seine Botschaft.

Sehr Anschauliches präsentierte ALEXANDRA POTZMANN, Standortleitung Kasematten und Leitung Stadtmarketing bei der Wiener Neustädter Kult.Tour.Marketing GmbH.: “Veranstaltungen im öffentlichen Raum sind in Wiener Neustadt ein wesentlicher Mosaikstein zur Belebung der Innenstadt. Unser Motto Stadt und Land mitanand kommt hier ganz besonders zum Tragen – sowohl, was das Programm und die Einbindung der Region betrifft, als auch was die Gästestruktur anbelangt. Wir erreichen zum Beispiel mit unserem Bunten Stadtfest, dem Straßenkunstfestival oder dem Krampuslauf Menschen im gesamten südlichen Niederösterreich. Dies wirkt sich nachhaltig positiv auf die innerstädtischen Unternehmen aus“, erläuterte sie und verwies damit wiederum auf den öffentlichen Raum wesentliches Handlungsfeld städtischer Politik.

WICHTIGE INPUTS VON BUNDESSEITE FÜR STÄDTE UND GEMEINDEN

IRIS EHRNLEITNER, die im Klimaschutzministerium für die Schwerpunktinitiative klimaaktiv mobil zuständig ist, wies die anwesenden Kommunalpolitiker*innen auf aktuelle Förderangebote hin. Gerade das klimaaktiv mobil Förderprogramm ist ein beständiger Garant für innerstädtische Investitionen in den öffentlichen Raum. Extrapunkte bei der Beurteilung der Förderfähigkeit erhalten nun insbesondere jene Projekte, die über Gemeindegrenzen hinweg denken.

Mit Förderungen kennt sich auch ELIAS MOLITSCHNIG, neuer Leiter der Abteilung Architektur, Baukultur und Denkmalschutz im BMKÖS, bestens aus. Bis Anfang 2024 war er für das Land Kärnten u.a. für die Agenden Baukultur zuständig und dort auch beratend im Bereich Förderungen tätig. Als Vermittler zwischen Gemeinden, Land und Bund trat er bei der Österreichischen Raumordnung als Lead-Partner des ÖREK-2030 Umsetzungspaktes „Raum für Baukultur – Orts- und Stadtkerne stärken sowie Raum für Baukultur eröffnen“ auf. Aus den gemeinsamen Arbeiten im Rahmen der ÖROK entstand eine interministerielle Aktivität, die nicht zuletzt zu weiteren Fachveranstaltungen zum Thema Stadt- und Ortszentren wie dem vertiefenden Fachaustausch „Perspektiven auf nachhaltige Stadt- und Ortskernentwicklung – Baukultur für zukunftsfähige Regionen“ in Lienz am 12. Juni, der vom Österreichischen Städtebund unterstützt wird, geführt haben. Im Arbeitskreis betonte er die Notwendigkeit und sein Engagement für ein besser auf die Städte und Gemeinden abgestimmtes Förder(beratungs)angebot.

WOLFGANG GERLICH vom Planungs- und Kommunikationsbüro plansinn moderiert regelmäßig auch den Österreichischen Stadtregionstag für den Städtebund, ihm gelang es im Arbeitskreis immer wieder aus der Beschäftigung mit dem Zentrum heraus die Verbindung zur regionalen Komponente abzufragen.

FREITAG: EU-SPITZENKANDIDAT*INNEN AUF DEM PODIUM MIT HANNELORE VEIT

MORGEN, FREITAG, 7. JUNI diskutieren die österreichischen Kandidat*innen für die Europawahl Reinhold Lopatka (ÖVP), Andreas Schieder (SPÖ), Peter Schmiedlechner (FPÖ), Lena Schilling (Die Grünen) und Helmut Brandstätter (NEOS) unter der Moderation von Hannelore Veit wichtige europolitische Fragestellungen, die auch Städte und Gemeinden betreffen.

Das VIDEO zum Nachschauen, den LIVESTREAM der gesamten Veranstaltung und weitere Informationen finden Sie unter www.staedtetag.at

Laufend aktuelle FOTOS (Copyright Städtebund/Markus Wache) zum Download unter: https://www.picdrop.de/markuswache/Staedtetag_2024

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