Aktive Kund*innen und smarte Netze machen die Energiezukunft möglich

Aktive Kund*innen und smarte Netze machen die Energiezukunft möglich

Neben dem Netzausbau braucht die Energiezukunft auch neue digitale Technologien und ein besseres Miteinander aller Beteiligten.

Die Verteilernetze arbeiten seit vielen Jahren am Ausbau der Strom-Infrastruktur. Dieser Ausbau geht auch zügig weiter. Doch um die Herausforderungen der nächsten Jahre meistern zu können, ist mehr nötig als nur ein Zuwachs an Leitungen und Umspannwerken. Die Netze müssen darüber hinaus durch smarte Technologien effizient weiterentwickelt werden. Wichtig ist aber auch, dass sich alle Beteiligten – Produzenten, Konsumenten und Infrastruktur-Betreiber – als Partner in einem gesamtheitlichen System verstehen. Dieses Bild der österreichischen Energiezukunft zeichnete der Geschäftsführer von Netz Niederösterreich, Werner Hengst, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 6. Juni 2024.

„Um die Energiewende zu schaffen, müssen alle an einem Strang ziehen“, fordert die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer. Dazu brauche es ein verändertes Rollenbild bei den Kundinnen und Kunden, aber auch die Bereitschaft, neue Technologien zuzulassen: „Die Netzbetreiber brauchen erweiterte Möglichkeiten, um ihre Netze smarter und flexibler zu machen.“

NETZAUSBAU LÄUFT SCHON LANG

Die Verteilernetzbetreiber arbeiten schon lang daran, die Netze für die Anforderungen durch die erneuerbaren Energien fit zu machen, betont Werner Hengst: „Seit 2016 wird der Ausbau der Netze in Niederösterreich kaum noch durch ansteigenden Verbrauch getrieben, sondern fast ausschließlich durch Wind und PV. Wir habenunsere Netz-Kapazitäten in seither verdoppelt und müssen sie in den nächsten Jahren noch einmal verdoppeln.“ Die Ausbaupläne bis 2030 sehen allein in NÖ 40 neue oder umgebaute Umspannwerke vor, dazu kommen 300 Kilometer an neuen Hochspannungsleitungen. Darüber hinaus werden pro Jahr rund 1.000 Kilometer Mittel- und Niederspannungskabel verlegt. Während im langjährigen Schnitt jedes Jahr etwa 250 Trafostationen erneuert oder neu gebaut werden mussten, sind es derzeit 700 pro Jahr.

Österreichweit werden bis 2030 nicht weniger als 30 Milliarden Euro in die Strominfrastruktur investiert.

SMARTE NETZE

Zusätzlich zum Ausbau der Kapazitäten der Netze ist es auch nötig, sie durch den Einsatz smarter Technologien flexibler und damit effizienter zu machen. Schon die intelligenten Stromzähler (Smart Meter), die in den letzten Jahren flächendeckend in allen Haushalten installiert wurden, eröffnen neue Anwendungsfelder. Sie machen Erneuerbare Energiegemeinschaften überhaupt erst möglich und liefern durch ihre Datenerfassung die Grundlage für mögliche neue Tarifstrukturen, die Anreize für die Verbraucher setzen, die Netze nicht unnötig zu belasten. Dazu kommen neue Technologien in den Netzen selbst. Hengst: „Die sogenannte Flexible Umspannwerksspannung ist eine neue Strategie der Spannungsregelung in den Umspannwerken. Vereinfacht gesagt, wird die Spannung an die Netzsituation flexibel angepasst, damit schaffen wir mehr Kapazitäten im Netz für die Stromerzeuger.“ Ein ähnlicher Effekt lässt sich durch den Einsatz von Regelungstechnik in den lokalen Transformatorstationen erzielen.

Ein wirkungsvolles Instrument ist schließlich auch das sogenannte Thermal Rating. Dabei wird der Betrieb von Freileitungen an die jeweiligen Witterungsbedingungen angepasst. Man macht sich den physikalischen Effekt zunutze, wonach Stromleitungen bei niedrigen Temperaturen eine höhere Übertragungsleistung aufweisen.

KUND*INNEN ALS TEIL DER ENERGIEZUKUNFT

Die neuen technologischen Möglichkeiten verändern auch die Rollenverteilung im Stromsystem, betont Hengst: „Die Kundinnen und Kunden werden zu Partnern der Netzbetreiber. Die alte bestehende Trennung in Erzeuger auf der einen Seite, Verbraucher auf der anderen Seite und die Netze dazwischen – die löst sich mehr und mehr auf.“ Verbraucher werden immer öfter auch zu Produzenten, die selbst PV-Strom erzeugen. Als Mitglieder von Erneuerbaren Energiegemeinschaften sind sie auch Teil des Netzbetriebs.

Hengst wünscht sich von den Verbrauchern, die zu Partnern geworden sind, Verständnis für die Erfordernisse des Gesamtsystems: „Um die Netze effizienter zu machen, brauchen wir auch die Möglichkeit, bei Erzeugung und Verbrauch einwirken zur können, indem etwa Erzeugungsspitzen gekappt oder umgekehrt Lasten zeitlich verschoben werden. So kann das Laden eines E-Autos zur Mittagszeit statt abends oder in der Nacht, anderen Kundinnen und Kunden ermöglichen, mit ihrer PV-Anlage Strom einzuspeisen. So wird das E-Auto zu einem effizienten, mobilen Energiespeicher.“

Derlei Maßnahmen würden Verbraucherinnen und Verbraucher kaum beeinträchtigen – hauptsache das Fahrzeug steht zur gewünschten Uhrzeit geladen zur Verfügung. Hengst: „Solche Möglichkeiten müssen von uns Kundinnen und Kunden am Weg in die Energiezukunft gelernt und akzeptiert werden. Und die Energiepolitik muss die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen.“

 

Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.

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