Frankreichs neuer Reaktor – Czernohorszky: „Sicherheitsrisiko für die nächsten 60 Jahre!“

Frankreichs neuer Reaktor – Czernohorszky: „Sicherheitsrisiko für die nächsten 60 Jahre!“
„Völlig überteuert und keine Lösung im Kampf gegen die Klimakrise!“
Ende 2024 hat Frankreich erstmals seit 2002 ein neues Atomkraftwerk ans Netz genommen: den Reaktor Flamanville 3. Was ursprünglich als modernes Vorzeigeprojekt angekündigt wurde, entpuppte sich als Paradebeispiel für die Probleme, die mit der Atomkraft einhergehen. „Frankreich hat ungeheure Anstrengungen in dieses Projekt gesteckt. Dennoch ist das Resultat ein komplett überteuerter Reaktor, der noch dazu ein Sicherheitsrisiko für die nächsten 60 Jahre darstellen wird,“ so Klimastadtrat und Vorsitzender der Cities for a Nuclear Free Europe (CNFE) Jürgen Czernohorszky.
FEHLER IN DER PLANUNG UND QUALITÄTSMÄNGEL – GEPLANTE BAUZEIT VERDREIFACHT SICH
Es ist für Großbauprojekte bezeichnend, dass sie nicht innerhalb des veranschlagten Zeitrahmens fertig werden, aber eine Verdreifachung der angenommenen Bauzeit sieht man selten. Laut dem ursprünglichen Plan hätte der Flamanville 3 Reaktor zwischen 2007 und 2012 fertiggestellt werden sollen. Allerdings gab es von Beginn an Probleme mit den festgelegten Zielen. Materialien wurden nicht in entsprechender Qualität geliefert und Komponenten nicht schnell genug hergestellt. Ein negativer Höhepunkt war das Bekanntwerden von Qualitätsmängeln am Reaktordruckbehälter, dem Herzstück des Reaktors. Erst nach einer jahrelangen Überprüfung durch die Aufsichtsbehörde konnte grünes Licht für den Einsatz gegeben werden. Kritiker zweifeln auch heute noch die eingebrachten Gutachten an. „Die Situation in Frankreich ist bezeichnend für den Ausbau von AKW in Europa. Überall, wo man hinsieht: Finnland, Großbritannien, Ungarn – alle Neubauprojekte sind von massiven Verzögerungen betroffen,“ so Stadtrat Czernohorszky.
PROJEKTKOSTEN FÜR FLAMANVILLE SIND EXPLODIERT – 13 MRD EURO STATT 3,3 MRD EURO
Auch die ursprüngliche Kostenabschätzung von 3,3 MRD Euro konnte nicht ansatzweise eingehalten werden. Bis heute hat das Projekt über 13 MRD Euro verschlungen, was eine Vervierfachung der geplanten Kosten bedeutet. „Grundlegend ist es sehr problematisch, dass Investitionen im Nuklearbereich enorme finanzielle Ressourcen binden, die dringend für den Ausbau erneuerbarer Energien benötigt werden,“ so Stadtrat Czernohorszky. Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann fügt hinzu: „Während ein Atomkraftwerk Jahrzehnte zur Fertigstellung benötigt und viele Milliarden kostet, lassen sich Wind- und Solaranlagen wesentlich kostengünstiger errichten. Zudem erzeugen sie keine gefährlichen Abfälle und stellen kein Sicherheitsrisiko dar.“
WEITERE AKW IN FRANKREICH IN PLANUNG
Dennoch möchte Frankreich weiter auf Atomkraft setzen. Bis zu 13 Reaktoren sollen in den nächsten Jahren errichtet werden. Allerdings sind viele der angedachten Projekte erst in der Planungsphase und ihre Realisierung ist nicht gesichert. Aufgrund der geringen Kosteneffizienz ist es nahezu unmöglich in diesem Bereich private Investoren zu finden. Daher werden die Kosten für AKW meist vom Staat und damit von den Bürgerinnen und Bürgern direkt getragen. „Aufgrund der langen Bauzeiten werden diese Reaktoren keinen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten können, wie fälschlicherweise kolportiert wird. Mit Hinblick auf den Generationenvertrag ist es daher absolut unverantwortlich heutzutage auf Atomkraft zu setzen.“ so Czernohorszky. Iris Tichelmann fügt hinzu: „Darüber hinaus muss 99% des eingesetzten Urans in Europa importiert werden. Somit begibt man sich auch langfristig in ein massives Abhängigkeitsverhältnis.“
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DI Raphael Zimmerl
Wiener Umweltanwaltschaft
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