Radarausfall in Italien: Gewerkschaft sieht weiteres Warnsignal für Zusammenbruch des europäischen Luftverkehrs

Radarausfall in Italien: Gewerkschaft sieht weiteres Warnsignal für Zusammenbruch des europäischen Luftverkehrs
vida-Liebhart: Auch österreichische Flugsicherung arbeitet wegen Rekordwachstums längst am Anschlag: Ausbildungskapazitäten erhöhen!
In Norditalien kam es am Wochenende aufgrund eines Radarausfalls zur vollständigen Sperre des Luftraums über der Lombardei, dem Piemont und Ligurien, wie die APA und internationale Medien berichtet haben. Die Gewerkschaft vida warnt daher erneut eindringlich vor einem Zusammenbruch des europäischen Luftverkehrs in der bevorstehenden Hauptreisezeit. „Der Ausfall in Norditalien ist ein weiteres Warnsignal für die mangelhafte Infrastrukturfinanzierung durch die Europäische Kommission und die gefährliche Privatisierung von Flugsicherungsdiensten“, warnt Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. Das Sicherheitsnetz in Europa sei aufgrund des Ausmaßes des Luftverkehrs mittlerweile sehr fragil, die politisch Verantwortlichen müssten die Sicherheit daher endlich an die erste Stelle ihrer Prioritätenliste setzen, setzt Liebhart nach.
Der zweistündige Stillstand in Italien habe mehr als 300 Flüge betroffen und demonstriere klar die unmittelbaren Auswirkungen einer auf Börsennotierung orientierten und kurzsichtigen Finanzierungspolitik der italienischen Flugsicherung ENAV. „Ausgerechnet die Privatisierung und der Gang an die Mailänder Börse haben zu Einsparungen bei sicherheitsrelevanten Systemen und zu einer fragilen Abhängigkeit von externen Telekommunikationssystemen geführt. Ein Teufelskreis, der auf den gesamten Kontinent übergreifen kann – auch Österreichs Flugsicherung steht massiv unter Kostendruck der Europäischen Kommission“, so Liebhart weiter. Allein am Flughafen Wien werde für heuer ein erneuter Passagierrekord mit bis zu 32 Millionen Reisenden erwartet. Das bedeute an starken Reisetagen bis zu 100.000 Passagierinnen und Passagiere.
„Die österreichischen Fluglotsinnen und -lotsen arbeiten seit Monaten am Limit, um ein Rekordwachstum nach dem anderen an Flügen sowie Passagierinnen und Passagieren im Land zu bewältigen. Auch bei uns ist der Spielraum nahezu ausgeschöpft – ein österreichischer Radarausfall zur Hauptreisezeit wäre katastrophal. vida fordert daher dringend Maßnahmen, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit im Luftverkehr zu garantieren“, betont Liebhart zur Situation in Österreich.
FORDERUNGEN DER GEWERKSCHAFT VIDA:
– Massive Investitionen in Personal – sofortiger Auf- und Ausbau von Ausbildungskapazitäten für Fluglotsinnen und -lotsen in ganz Europa.
– Bindende Finanzierungspolitik – die EU-Kommission muss Rahmenbedingungen schaffen, die nachhaltige Investitionen in Flugsicherungstechnologie, Personal und IT-Infrastruktur garantieren.
– Abkehr vom Shareholder-Druck – verlustorientierte Börsennotierung von Flugsicherungsdiensten wie bei der italienischen ENAV muss durch den Erhalt öffentlicher Kontrolle weltweit ersetzt werden, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
„Der Radarausfall in Norditalien ist kein Einzelfall, sondern die direkte Folge einer fehlgeleiteten Finanzierungspolitik auf EU-Ebene. Wir brauchen jetzt einen Paradigmenwechsel weg von kurzfristiger Rendite hin zu langfristiger und nachhaltiger Sicherheit im europäischen Luftraum. Die Beschäftigten in Österreich halten den Betrieb noch aufrecht, doch sie arbeiten schon längst am Anschlag. Jetzt zählen Taten, und keine schönen Worte von Management und Politik“, bekräftigt vida-Gewerkschafter und Fluglotse Liebhart abschließend.
Gewerkschaft vida/Öffentlichkeitsarbeit
Hansjörg Miethling
Tel.: 0664 / 6145 733
E-Mail: hansjoerg.miethling@vida.at
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