9. Wiener Gemeinderat (6)
9. Wiener Gemeinderat (6)
FÖRDERUNGEN AN DIE VEREINE OCA: MIGRATIONS, MINORITIES, ARTS UND „HUNGER AUF KUNST UND KULTUR“, AKTION FÜR DEN FREIEN ZUGANG ZU KUNST UND KULTURELLEN AKTIVITÄTEN FÜR VON ARMUT BEDROHTE MENSCHEN FÜR DAS JAHR 2026
GRin Patricia Anderle (SPÖ), sagte, bei beiden Förderungen gehe es neben Kultur auch um Zusammenhalt, Chancengleichheit, Teilhabe, Kommunikation, Zugänglichkeit, Mehrsprachigkeit und um barrierearme Orientierung, „damit Kultur weder bei der Sprache noch bei der Geldbörse endet“. Inhaltlich gehe es um einen dauerhaft zugänglichen Kunstraum mit hoher kuratorischer Qualität und dichtem Jahresprogramm sowie einer offenen Bibliothek. Anderle zufolge arbeite „oca“ seit Jahren auch mit „kültüř gemma!“ zusammen – hier würden Künstler*innen unterstützt. Die beiden Förderungen seien Anderle zufolge ein gemeinsamer Satz. Kunst brauche Räume und Menschen bräuchten Zugänge, meinte Anderle. Beides zu sichern, sei nicht Luxus, sondern der demokratische Kern einer Kulturhauptstadt, sagte Anderle.
Abstimmung: Die Förderungen an „oca“ sowie „Hunger auf Kunst und Kultur“ wurden mehrstimmig beschlossen.
FÖRDERUNGEN AN DIE „VOLKSTHEATER“ GESELLSCHAFT M.B.H. SOWIE AN DIE VEREINIGTE BÜHNEN WIEN GMBH FÜR DAS JAHR 2026
GRin Ing. Judith Edelmann (ÖVP) thematisierte in ihrer Rede die Vereinigten Bühnen Wien (VBW): Die Fördermittel seien gekürzt worden, was unter anderem zur Schließung der Kammeroper führe. Edelmann verwies auf die Ticketpreiserhöhung und die Top-Auslastung bei den VBW – trotzdem sei der Eigendeckungsgrad laut Edelmann hier nicht so hoch wie bei vergleichbaren deutschsprachigen Bühnen. Sie forderte hierbei mehr Transparenz. Ebenso sei es beim Volkstheater schwierig, Zahlen ausfindig zu machen. Auch hier sinke der Eigendeckungsgrad stetig – auch im Vergleich zu anderen Theatern in Wien sei dieser niedrig, sagte Edelmann. Zudem sei die Auslastung im Volkstheater verbesserungswürdig. Edelmann kündigte die Zustimmung der ÖVP Wien zum Antrag der Wiener Grünen zur Erhaltung der Kammeroper an.
GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE) ortete fehlende Planungssicherheit beim Volkstheater aufgrund der zeitlich voneinander getrennten beschlossenen Förderungen im Wiener Gemeinderat. Berner ging auf die geplante Schließung der Kammeroper ein: „Es fehlen Informationen“, kritisierte sie. Man wisse etwa nicht, ob saniert werde und was mit den geplanten Produktionen oder mit dem Team passiere. Es brauche eine gemeinsame Lösung, meinte Berner und brachte einen Antrag betreffend Erhaltung der Kammeroper ein. Darin forderte sie von der Stadtregierung, Gespräche mit den VBW aufzunehmen und sich dafür einzusetzen, dass die Nachwuchsförderung im Musiktheaterbereich weiterhin sichergestellt und den Absolvent*innen der Hochschul-Gesangsklassen auch zukünftig die Möglichkeit geboten wird, ihr Können ausgewählten Casting- und Operndirektor*innen internationaler Opernhäuser und Agenturen in zeitgenössischen Stücken und Konzepten präsentieren zu können.
StR Stefan Berger (FPÖ) kritisierte, dass die zuständige Stadträtin der aktuellen Debatte nicht beiwohne. Auch Berger kündigte die Zustimmung der FPÖ Wien zum Antrag der Wiener Grünen an. Die VBW hätten in der Vergangenheit von hohen Fördersummen profitiert. Berger lobte, dass in den letzten Jahren etwa in Bezug auf Renovierung bei den VBW viel bewegt worden sei. „Jeder siebte Euro aus dem Kulturbudget wird in diesen Fördernehmer investiert“, betonte Berger mehrmals. Managementqualitäten seitens der VBW sowie laufende Updates und Informationen an die Stadt müssten daher eine Selbstverständlichkeit sein. Doch bei den Erklärungen zu den geplanten Sparmaßnahmen sei die Schließung der Kammeroper nicht erwähnt worden, kritisierte Berger. Er appellierte an die Management- und Führungsqualitäten der zuständigen Kulturstadträtin Kaup-Hasler: Sie müsse die Erhaltung der Kammeroper einfordern.
Jahrelang habe die Opposition die hohen Subventionen an die VBW kritisiert, sagte GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ). Heuer werde diese um einen erheblichen Betrag gekürzt. Der aktuelle Vorwurf der Sparsamkeit durch die Opposition sei demnach widersprüchlich und nicht nachvollziehbar. Die Kürzung mache laut Reindl niemandem Spaß, sei aber eine finanztechnische Notwendigkeit. Er lobte die Kammeroper; gleichzeitig meinte Reindl aber, dass sie „technisch etwas in die Jahre gekommen ist“. Zudem gehöre das Haus nicht der Stadt Wien: „Man ist dort Mieter“, so Reindl. Die VBW hätten gemeinsam mit dem Kammeroper-Intendanten Stefan Herheim beschlossen, die Kammeroper zu pausieren. Die Beschäftigten dort würden die Chance bekommen, im Theater an der Wien aufzutreten. Reindl ging zudem auf den von Vorrednerin Edelmann (ÖVP) angesprochenen Eigendeckungsgrad ein: Es sei pietätlos, ein Blockbuster-Musical mit den VBW zu vergleichen. „Es macht einen Unterschied, ob ich ein Live-Orchester habe oder die Musik aus den Boxen kommt.“ In Wien würden somit Arbeitsplätze geschaffen und das koste natürlich Geld, so Reindl. Das Volkstheater habe etwa durch die Sanierung und die lange Schließzeit einen „schweren Wellengang“ hinter sich, meinte Reindl. Das Volkstheater würde jedoch nicht nur von der Stadt finanziert, erinnerte Reindl. Hier müssten weiterhin neue Publikumsschichten erschlossen werden – dahingehend werde bereits Aufbauarbeit geleistet.
GR Johann Arsenovic (GRÜNE) zufolge seien die Vereinigte Bühnen Wien ein Erfolgsmodell. Vor allem die Musical-Sparte sei ein Tourismusmagnet und auch wichtig für die Wirtschaft. Zudem lobte er die Qualität der Wiener Musicals. Arsenovic kündigte an, dass die geplante Musical-Bühne in der Leopoldstadt künftig mit jener in Hamburg vergleichbar sein werde. Er pflichtete seiner Vorrednerin Berner (GRÜNE) bei: „Weniger Kosten, mehr Einnahmen, höhere Preise – und trotzdem sinkt der Eigendeckungsgrad – das muss man sich anschauen.“ Es gebe außerdem zusätzliche Einnahmen, wenn ein Musical wie „Elisabeth“ im Ausland oder in Schönbrunn aufgeführt wird. Zudem bemängelte auch Arsenovic die unzureichende Kommunikation zu den Sparmaßnahmen der VBW in Bezug auf die geplante Schließung der Kammeroper.
StR Stefan Berger (FPÖ) meldete sich erneut zu Wort und entgegnete seinem Vorredner Reindl (SPÖ), dass die FPÖ Wien in den vergangenen Jahren mittels Anträge mehrmals Investitions- und Sanierungspläne eingefordert habe. Die Stadtregierung müsse daher ihren Umgang mit Anträgen der Opposition reflektieren, damit eine Bühnen-Schließung aufgrund einer erstmaligen Einsparung künftig nicht mehr notwendig ist.
Abstimmung: Die Förderungen an das Volkstheater und an die Vereinigte Bühnen Wien wurden beschlossen. Der Antrag der Grünen betreffend Erhalt der Kammeroper fand nicht die notwendige Mehrheit. (Forts.) exm
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