„Im Bann der Astrologie“: Astrophysiker Harald Lesch stellt die Thesen der Astrologen in „kreuz und quer“ auf den Prüfstand

„Im Bann der Astrologie“: Astrophysiker Harald Lesch stellt die Thesen der Astrologen in „kreuz und quer“ auf den Prüfstand

Am 12. Jänner um 22.35 Uhr in ORF 2; danach: „Faszination Esoterik“

Wien (OTS) – Bestimmen die Sterne unser Schicksal? Wissenschafter/innen widersprechen entschieden. Und doch hält sich der Glaube an die Astrologie seit Jahrtausenden. In der neuen „kreuz und quer“-Dokumentation „Im Bann der Astrologie“ von Andreas Sawall stellt Astrophysiker Harald Lesch die Thesen der Astrologen am Dienstag, dem 12. Jänner 2021, um 22.35 Uhr in ORF 2 auf den Prüfstand. Um 23.20 Uhr folgt die Dokumentation „Faszination Esoterik“, in der Peter Beringer Quantenheiler, Pendler, moderne Schamanen und spirituell orientierte Motivationsexperten besucht und erfährt, wie und warum in unserer so aufgeklärten Zeit esoterische Lehren und magische Praktiken unser Leben immer mehr durchdringen. Als Experten kommen Psychologe Johannes Fischler, Theologe Wolfgang Treitler, Physiker Herbert Pietschmann und der Anthropologe David Lewis-Williams zu Wort.

„Im Bann der Astrologie“ – Ein Film von Andreas Sawall

Auch wenn sich heutige Wissenschafter/innen distanzieren: Die westliche Astrologie hat einst als seriöse Wissenschaft begonnen, sie geht zurück auf die Babylonier, die schon vor etwa 3.000 Jahren Himmelserscheinungen beobachteten und dokumentierten. Sie definierten die uns bekannten Sternzeichen, und ihr Leitsatz „Wie im Himmel, so auch auf der Erde“ gilt in der Astrologie noch heute. Im Laufe der Zeit wurde die babylonische Himmelskunde von anderen Kulturen übernommen und erweitert. So ordneten die Griechen der Antike die Sternzeichen den vier Elementen Wasser, Feuer, Luft und Erde zu. Im alten Rom ließen sich nicht mehr nur die Herrscher, sondern auch wohlhabende Bürger persönliche Horoskope erstellen. Auch in China fragen die Menschen seit jeher die Sterne um Rat. Im Gegensatz zu westlichen Horoskopen steht für Chinesen allerdings nicht jeder Monat, sondern jedes Jahr in einem anderen Zeichen.

Harald Lesch lässt sich von einer Astrologin sein Horoskop erstellen – und erfährt dabei viel über sich selbst, vor allem aber über die Bedeutung der Astrologie. Für die Erstellung eines persönlichen Horoskops ist es wichtig, an welcher Himmelsposition sich die Planeten zum Zeitpunkt der Geburt befanden. Die zugehörigen Berechnungen sind so kompliziert, dass Astrologie lange nur von himmelskundigen Gelehrten betrieben werden konnte. Bis ins 17. Jahrhundert waren Astronomen immer auch Astrologen.

Für die christliche Kirche stand die Astrologie im Widerspruch zum Glauben an nur einen allumfassenden Gott. Martin Luther, der wichtigste Vertreter der Reformation im 16. Jahrhundert, lehnte die „Sternenkücker“, wie er die Astrologen verächtlich nannte, ab. Aber ausgerechnet sein engster Mitstreiter Philipp Melanchthon war ein bekennender Astrologie-Anhänger. Der renommierte Theologe lehrte sogar das Fach Astrologie an der Universität zu Wittenberg. Auch nach der Reformation blieb Astrologie populär, selbst unter anerkannten Wissenschaftern. Der Astronom und Mathematiker Johannes Kepler etwa finanzierte im 17. Jahrhundert seinen Lebensunterhalt mit der Erstellung von Auftragshoroskopen. Der große Feldherr Wallenstein ließ sich regelmäßig von ihm die Zukunft aus den Sternen lesen. Auch wenn Kepler noch an eine universelle Harmonie des Universums glaubte, deutete sich in ihm bereits die Spaltung von Astrologie und Astronomie an. Doch in den persönlichen Horoskopen erkannte Kepler eine Komponente, die bis heute wirksam ist: Psychologie.

Aus wissenschaftlicher Sicht spricht ein schwerwiegendes Argument gegen die Astrologie: Die Sterne eines Sternbilds sind viele, manchmal Hunderte Lichtjahre voneinander entfernt, das sind Zehntausende Milliarden Kilometer. Und nur von der Erde beziehungsweise von unserem Sonnensystem aus betrachtet stehen sie zufällig in derselben Himmelsregion, sie gehören jedoch nicht zusammen. Einzig aus unserer Perspektive ergibt sich eine Konstellation. Ändert man die Perspektive, verschwindet das Sternbild.

„Faszination Esoterik“ – Ein Film von Peter Beringer

Pendeln und Wünschelrutengehen, Kartenlegen und Astrologie, Kinesiologie und Quantenheilung, Schamanismus und Feng Shui, Feuerlaufen oder Engelarbeit: nur eine kleine Auswahl an sogenannten esoterischen Praktiken, die heute immer mehr Menschen faszinieren. Der Markt esoterischer Angebote für religiöse Individualisten ist fast unüberschaubar geworden. Sogar Stadtverwaltungen scheuen sich nicht mehr, Esoterik-Messen zu organisieren. Und Volkshochschulen haben längst Angebote wie „Energiearbeit/Pendeln“ oder „Grundkurs Tarot“ im Programm. Rationalistinnen und Rationalisten sehen Scharlatane am Werk und verweisen auf das einträgliche Geschäft mit der Spiritualität. Sie sehen Esoterik als Ausdruck einer „Wiederverzauberung“ der Welt und als Niederlage der Vernunft. Anhänger/innen betrachten esoterische Praktiken dagegen als überfällige Wiederverbindung des Menschen mit seiner religiösen Natur. Heilerfolge seien keineswegs Illusion, das esoterische Sinnangebot fülle die seelische Leere, die die technische Zivilisation erzeugt.

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