Oö. Volksblatt: „Ein Lotteriespiel?“ (von Michaela ECKLBAUER)

Ausgabe vom 22. Jänner 2020

Linz (OTS) – Dass chronisch oder schwer kranke Menschen, die regelmäßig ein bestimmtes Medikament benötigen, angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Lieferengpässe beunruhigt sind, kann man gut nachvollziehen. Hängt doch ihr Wohlbefinden davon ab. Waren es früher noch Einzelfälle, wird dies immer mehr zur gängigen Praxis. Ein nicht unwesentlicher Teil der Problematik liegt an der Preispolitik. Es ist nachvollziehbar, dass die Pharmaindustrie die hohen Entwicklungskosten in angemessener Zeitspanne zurückverdienen will. Weniger Verständnis gibt es aber für Praktiken, wo Engpässe schamlos ausgenützt werden. Grundsätzlich soll der Markt die Nachfrage regeln, aber in einem derart hochsensiblen Bereich ist es wohl die Pflicht, steuernd einzugreifen. Es sollte zumindest innerhalb der EU möglich sein, Medikamentenexporte, die ausschließlich auf Gewinnmaximierung abzielen, abzustellen. Was macht es für einen Sinn, wenn ein Land dem anderen wichtige Präparate wegschnappt und dabei der Preis nach oben lizitiert und die Versorgung verschlechtert wird? Wird es künftig ein Lotteriespiel, ob ein Patient jenes Medikament, das ihm hilft, bekommt oder nicht? Die Gesundheit ist ein derart hohes Gut, dass es in zivilisierten Ländern nicht zu solchen Auswüchsen kommen sollte.

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