Erste KV-Runde Metalltechnische Industrie ohne konkretes Ergebnis

Erste KV-Runde Metalltechnische Industrie ohne konkretes Ergebnis

FMTI-Obmann Knill: Dramatik der Lage bei Gewerkschaften noch nicht angekommen, brauchen heuer angemessene Lösung und vor allem Vernunft

Die erste Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie ist heute Abend ohne konkretes Ergebnis beendet worden. Der nächste Verhandlungstermin findet am 17. Oktober statt.

Das Verhandlungsteam des FMTI hat sich in dieser KV-Runde die verschiedenen Forderungen der Gewerkschaften im Detail erläutern lassen, vor allem auch die Rahmenrechtsthemen. Außerdem ging es den Arbeitgeber-Verhandlern darum, gemeinsam die aktuelle Situation in den Betrieben der Branche zu analysieren. Hier offenbarte sich wieder die Heterogenität der Branche: während einige Großunternehmen noch über gute Zahlen verfügen, zeigt sich vor allem bei den KMU, die in der Branche die große Mehrheit stellen, ein deutlich negativeres Bild.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Ich bekomme täglich Mails und Anrufe von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Regionen Österreichs. Der einhellige Tenor: Alle Signale stehen auf Sturm. Es gibt in unserer Branche bereits etliche Unternehmen, die ihre Produktion reduzieren und es werden täglich mehr. Viele sagen, dass sie vor einer Gewitterfront stehen und nur auf Sicht fahren können. Ein KV-Abschluss wie von den Gewerkschaften gefordert, würde etliche Betriebe in den Ruin treiben.“

Knill verweist auch auf die Entwicklung in Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt der Metalltechnischen Industrie. Laut den deutschen Wirtschaftsforschern steht die Industrie vor einer Rezession oder ist bereits mittendrin. „Ich kann deshalb nur wiederholen: Die extrem hohe Inflation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, wir werden unseren Teil dazu beitragen, aber nicht alles schultern können. Der Staat trägt durch die vielen Entlastungspakte bereits sehr viel bei, das müssen und werden wir in den Verhandlungen berücksichtigen. Selbst die EZB und die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass die heurigen Lohnerhöhungen nicht die gesamte Teuerung abdecken werden können — schon gar nicht, wenn diese auch im nächsten Jahr so hoch bleibt. Wir hoffen, dass sich die Gewerkschaften der Dramatik der Lage doch noch bewusst werden. Es wird heuer kein normaler Abschluss möglich sein. Wir brauchen vielmehr eine der außergewöhnlichen Situation angemessene Lösung“, so Knill abschließend. 

Hintergrund-Informationen: 

KV-GRUNDLAGEN: WIRTSCHAFTLICHE ECKDATEN DER METALLTECHNISCHEN INDUSTRIE 

* Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt beträgt 4.700 Euro, der Durchschnittslohn 3.350 Euro und der Mindestlohn liegt bei 2.090 Euro. Die realen Löhne und Gehälter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % über KV. Die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmäßig Reallohngewinne erzielen.
* Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelständisch strukturiert. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, dies gilt es in den KV-Verhandlungen zu berücksichtigen. Es sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als Maßstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.
* Im Jahr 2020 verzeichnete die Metalltechnische Industrie aufgrund der Corona-Pandemie einen Rückgang in der Produktion von 9,6 %, das entspricht einem Produktionswert von rund 3,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2021 erzielte die Metalltechnische Industrie einen Produktionswert von 43,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das zwar ein Plus von 18 % (preisbereinigt), die reine Produktionsmenge ist aber laut den Unternehmen jedoch nur um rund 10 % gewachsen. Den Unterschied machen die enormen Preissteigerungen, die auch den Produktionswert in die Höhe treiben.
* Eine deutliche Mehrheit (59 %) der Unternehmen der Metalltechnischen Industrie hält in den nächsten Monaten einen substanziellen Einbruch für wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer ein negatives Ergebnis (EBIT).
* Das Industriewachstum ist deutlich geringer als das der Gesamtwirtschaft, wird 2022 laut WIFO bei rund 2 % liegen und im nächsten Jahr Richtung Null gehen. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität lag 2021 bei Minus 0,3 %, für 2022 wird ein geringes Plus von 0,3 % prognostiziert.

* Die Folgen der COVID-19 Pandemie belasten die Betriebe ebenso wie die gestiegenen Energiepreise und geopolitischen Verwerfungen. Die aktuell außerordentlich hohe Inflation ist zudem zu einem großen Teil importiert und betrifft die Unternehmen ebenso wie die Beschäftigten. Die durchschnittliche Inflationsrate lag in den zurückliegenden 12 Monaten bei 6,3 %.  

Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Geschäftsführerin
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at
www.metalltechnischeindustrie.at

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