„ttt – titel, thesen, temperamente“ (MDR) am Sonntag, 9. Februar 2020, um 23:05 Uhr
München (ots) –
Die geplanten Themen:
Dresden, 13. Februar 45 und das Trauma
Die Hoheit über die Erinnerung sei ein Schlachtfeld, schreibt der
britische Journalist Sinclair McKay. Man müsse größte Vorsicht walten
lassen, um nicht versehentlich Ideologen Schützenhilfe zu geben.
McKay hat – pünktlich zum 75. Jahrestag – eine Art Tatsachenroman
über die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 geschrieben, „Die
Nacht, als das Feuer kam.“ Es ist nicht das erste Buch, das zu diesem
Thema erscheint. Keine andere deutsche Stadt beschäftigt sich so
intensiv mit ihrer Bombardierung, wie Dresden – obwohl es viele
andere Städte nicht minder dramatisch traf: Hamburg, Köln, Pforzheim.
Doch allein in Dresden wird seit 1945 beinahe ununterbrochen um die
Deutungshoheit über diese Nacht gerungen.
McKay hat nun also – mit aller Vorsicht – ein weiteres Buch
geschrieben. Er hat akribisch die deutschen und britischen Archive
und Bibliotheken nach Augenzeugenberichten durchsucht. Aus den
verschiedensten Berichten von gänzlich unbekannten, bis hin zu
berühmten Persönlichkeiten wie Victor Klemperer oder Rudolf
Mauersberger, hat er einen erschütternden Tatsachenbericht über die
Schrecken und die Abstumpfung des Krieges geschrieben.
Die Bombardierung von Dresden, so sagt McKay, sei auch für ihn selbst
und viele Briten ein moralischer Schandfleck, für den man sich noch
immer schäme.
Sein Buch versammelt erstmals in breiter Fülle die zahlreichen
Augenzeugenberichte, die im Dresdner Stadtarchiv zusammengetragen
wurden.
„ttt“ hat sich mit dem Leiter des Archivs Prof Thomas Kübler in
Dresden, und dem Autor Sinclair Mckay in London getroffen.
Autor: Dennis Wagner
Jan van Eyck in Gent – eine optische Revolution
Das Rätsel Van Eyck ist nicht gelöst. Im gesamten Jahr 2020 lockt
Flandern mit van Eyck und dem berühmten Genter Altar. Bald 600 Jahre
nach ihrer Entstehung haben die Bilder der Gebrüder Hubert und Jan
van Eyck nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Warum begannen
ein Meister und eine ganze Werkstatt um 1425 so ungeheuer präzise zu
malen, dass man ihren Figuren Hautkrankheiten diagnostizieren, in den
Naturdarstellungen zig Pflanzen bestimmen, den genauen Vogelflug
erkennen, die Reflektion des Lichtes und hypergenaue Stickereien
bewundern und gemalte Pelze fühlen kann?
Im Oktober wird, als Höhepunkt des Van-Eyck-Jahres, der noch nicht
vollständig restaurierte Altar wieder in die St.-Bavo-Kirche
einziehen. Jetzt wird seine Rückseite – in einzelne Tafeln zerlegt –
im Museum der schönen Künste mit weiteren Bildern des Jan van Eyck
und seiner Werkstatt ausgestellt und zurecht als die größte
Van-Eyck-Ausstellung aller Zeiten beworben. Die Restaurierung hat
viele neue Erkenntnisse gebracht, hat aber eins nicht geschafft: das
Rätsel van Eyck bleibt ungelöst.
Autor: Meinhard Michael
Der syrische Dokumentarfilm „For Sama“
Seit dem Beginn des Aufstandes gegen das syrische Regime im Jahre
2011 hat die heute 28 Jahre alte Waad Al-Kateab mit ihrer Kamera das
Geschehen in ihrer Heimatstadt Aleppo dokumentiert.
Von den anfänglichen friedlichen Protesten der Studenten bis hin zur
unvorstellbaren Gewalt der syrischen Armee und ihrer Verbündeten bei
der Belagerung Aleppos. Mitten in diesem Inferno bringt Waad
Al-Kateab ihre Tochter Sama zur Welt.
Der berührende, für den Oscar nominierte, Dokumentarfilm „For Sama“
erzählt vom Leben wollen und Überleben in Aleppo.
Autorin: Hilka Sinning
Glenn Greenwald und die Pressefreiheit in Brasilien
Seit seinen brisanten Enthüllungen ist der US-Amerikaner Glenn
Greenwald der brasilianischen Bolsonaro-Regierung ein Dorn im Auge.
Greenwald hatte gehackte Chats veröffentlicht, die belegen, dass
Justizminister Moro zuvor als Richter seine Kompetenzen überschritten
hatte. Jetzt klagt ein Staatsanwalt Greenwald als Anstifter der
Hacker an, was dieser vehement zurückweist. Ein Verfahren gegen
Greenwald wäre ein Schlag gegen die Pressefreiheit. Denn während
Hacken strafbar ist, stellt die Veröffentlichung dieser Daten keinen
Straftatbestand dar. Sollte es zum Verfahren gegen Greenwald kommen,
wäre dies ein weiterer Schritt zur Einschränkung der Pressefreiheit
in Brasilien.
Autor: Matthias Ebert
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Moderation: Max Moor
Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky/ Matthias Morgenthaler (MDR)
Pressekontakt:
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