Oö. Volksblatt: “Illusorischer Wunsch” (von Manfred MAURER)

Oö. Volksblatt: “Illusorischer Wunsch” (von Manfred MAURER)

Ausgabe vom 31. Juli 2021

Linz (OTS) – In wenigen Tagen jährt sich der Beginn der weißrussischen Revolution, welche nach der getürkten Präsidentschaftswahl am 9. August 2020 ausbrach. Der Erfolg dieser Protestbewegung ist bislang allerdings vor allem ein außenpolitischer, während der Minsker Diktator Lukaschenko fest im Sattel sitzt.
Oppositionsführerin Tichanowskaja wird im Westen bereits fast wie eine Staats- oder Regierungschefin empfangen. Diese Woche gab ihr sogar US-Präsident Biden im Weißen Haus die Ehre. Sie erbat die Unterstützung der USA, um Weißrussland zu einem „erfolgreichen Beispiel für einen gewaltfreien Übergang zu einer Demokratie“ machen zu können.
So unterstützenswert dieser Wunsch auch sein mag, so illusorisch ist er. Er wäre vielleicht näher an der Realität, ginge es in Minsk „nur“ um die Entmachtung Lukaschenkos. Doch es geht um viel mehr. Der Diktator steht unter dem Schutz des russischen Autokraten Putin. Diesen gewährt der Kremlchef nicht selbstlos. Er weiß nämlich um die Gefahr des Dominoeffekts nach einem Umsturz beim Nachbarn. Aus der Kremlperspektive gilt daher: Putin kann Lukaschenko nicht fallen lassen, weil dieser ihn mitreißen könnte.
Wer den Minsker Diktator in die Enge treibt, bringt auch seinen Moskauer Protektor in die Bredouille. Ein friedlicher Wandel ist daher unrealistisch.

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