Sportwetten in Deutschland

Wenn König Fußball die Sportwelt in Atem hält, klingeln bei den Buchmachern die Kassen. Der schöne Sport ist seit jeher in Deutschland Favorit, wenn es ums Tippen geht. Das gilt für die Bundesliga genauso wie für internationale Begegnungen, wobei ein Riesenereignis wie die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Qatar noch mal einen gewaltigen Schub bringt. Im vergangenen Jahr trug die Europameisterschaft 2021 zu einem deutlichen Zuwachs bei den Sportwetten bei und ließ den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf rund 9,4 Milliarden Euro wachsen.

Der Weltcup soll einen erneuten Anstieg bringen. Es wird geschätzt, dass allein für die Begegnungen in Qatar zwischen 750 Millionen und einer Milliarde Euro zusätzlich in der Bundesrepublik auf diverse Tipps gesetzt werden.

Doch obwohl der Fußball in der Gunst der Wetter Jahr für Jahr an erster Stelle liegt, haben auch andere Sportarten ihre treuen Fans in den Stadien und an den Tippschaltern, wobei die meisten Sportwetten mittlerweile online abgeschlossen werden. Basketball, Eishockey, Handball und Tennis gehören ebenfalls zu den bevorzugten Disziplinen, auch wenn sie mit dem als Nationalsport geltenden Fußball noch nicht konkurrieren können.

Der Zuwachs bei den Wetten hat aber auch durch die Neuregelung des Glüesetzcksspielges einen Aufschwung erlebt. Dank des am 1. Juli 2021 bundesweit in Kraft getretenen Länderstaatsvertrags sind nämlich etliche rechtliche Unklarheiten beseitigt worden, auch was Sportwetten anbelangt.

Obwohl sich die größte Veränderung auf Online-Casinos bezieht, die erstmals in der gesamten Bundesrepublik mit einer Lizenz aus Deutschland legal sind, haben außerdem etliche Sportwetten den Weg aus der Verbotszone gefunden. Voraussetzung ist allerdings ebenfalls, dass die Anbieter eine Zulassung aus der Bundesrepublik erhalten haben. Das lässt sich anhand der Adresse im Impressum leicht feststellen.

Für die Tipper bedeutet das Rechtssicherheit, weil die Buchmacher dann von der staatlichen Aufsichtsbehörde kontrolliert und reguliert werden und zudem nur Wettarten angeboten werden dürfen, die tatsächlich erlaubt sind. Im Gegensatz zu etlichen anderen europäischen Ländern gibt es hierzulande nämlich Einschränkungen, worauf getippt werden darf. Zu den verbotenen Wetten gehören Einsätze auf Randereignisse, die mit dem eigentlichen Sport so gut wie nichts mehr zu tun haben. Das bedeutet das Aus für solche Zusatztipps wie auf die Schlagzeilen machende Beißattacke von Uruguays Spitzenstürmer Kurs Suarez bei der Weltmeisterschaft 2014. Der südamerikanische Kicker hatte sich dazu hinreißen lassen, seine Zähne in die Schulter seines italienischen Gegenspielers zu schlagen und damit unter anderem einen norwegischen Tipper um ein beachtliches Sümmchen reicher gemacht.

Auch skurrile Tipps, die den Titelgewinn der Mannschaft etwa mit dem Aussetzen von Steuern für einen Tag wie bei der WM 2010 verbunden haben, sind nach deutschem Gesetz nicht erlaubt.

Ebenfalls das Aus ist für die beliebten Live-Wetten gekommen. Die erst nach dem Anpfiff während einer laufenden Partie platzierten Tipps hatten den Vorteil, dass die Wetter sich einen aktuellen Eindruck auf dem Spielfeld von den Mannschaften machen und so die Form besser einschätzen konnten.

Das Prinzip für die Entscheidung, was erlaubt und was nicht erlaubt ist, ist relativ simpel. Unterbunden werden sollen jegliche Art von Tipps, die zum Großteil auf reinem Glück basieren. Dazu zählen etwa Wetten darauf, wer den nächsten Anstoß oder den nächsten Eckball macht.

Ergebnisbasierte Wetten wie die auf Sieg, Niederlage oder Unentschieden oder auf Torergebnisse sind im Gegenteil legal.

Damit sich die Zocker im Fußballfieber und ähnlichen Situationen nicht allzu sehr hinreißen lassen, hat das neue Glücksspielgesetz zudem ein paar Schutzmaßnahmen eingebaut. Das fängt bei der Prävention von Suchtgefahr an. Spieler, die online durch übermäßiges oder sehr riskantes Zocken auffallen, können geflaggt und in eine bundesweit geltende Sperrdatei eingetragen werden. Die freiwillige Selbstaufnahme ist ebenfalls möglich. Eine Selbstsperre für 24 Stunden können die Spieler zudem auslösen, indem sie einen Panikbutton auf der Webseite drücken. Die Einsätze sind ebenfalls limitiert, um finanziellen Ruin zu verhindern. Pro Person dürfen online maximal 1000 Euro im Monat auf jegliche Art von Glücksspiel gesetzt werden, vom Samstagslotto bis zum Weltmeisterschaftstipp. Je nach Anbieter variiert das Sortiment an möglichen Tipps, wobei eSports zwar bei der Anzahl der Spieler kräftig wachsen, aber im Wettbereich in Deutschland noch immer zu den Nischensportarten zählen.

Die Überlegenheit von Fußball was sowohl den aktiven Sport im Freizeitbereich und die Wetten in den Profiligen angeht, hat in Deutschland eine lange Geschichte. Fußballtoto gehört seit mehr als 70 Jahren zu den festen Bestandteilen des Sports in den deutschen Ligen. Der Zuwachs um Online-Wettbüros seit den 90er Jahren und damit auch um Angebote aus internationalen Ligen hat daran nichts geändert. Im Gegenteil: Die meisten Fans sind bei aller Mannschaftstreue durchaus bereit, anderen Clubs und Nationalmannschaften ebenfalls eine Chance einzuräumen, wenn König Fußball die Sportwelt in Atem hält.