WKÖ-Cernko: „Gutachten belegt: Viele offene Fragen beim Projekt digitaler Euro“

WKÖ-Cernko: „Gutachten belegt: Viele offene Fragen beim Projekt digitaler Euro“

Experte Bofinger: „Den allenfalls mit Mühe erkennbaren Vorteilen stehen erhebliche Kosten und Risken gegenüber“

 „Eine derart weitgehende europäische Weichenstellung wie die Einführung eines digitalen Euro braucht klare Antworten auf die vielen offenen Fragen dieses Projektes. Schließlich geht es unter anderem um die Sicherung der Wahlfreiheit beim Bezahlen, die Sicherheit des Geldes und den Schutz der Privatsphäre“, hielt Willi Cernko, Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) heute, Mittwoch, vor Vertreterinnen und Vertretern der Medien fest. „Daher hat die WKÖ-Bundessparte Bank und Versicherung die renommierten Experten Professor Peter Bofinger und Thomas Haas beauftragt, sich mit diesem Thema umfassend auseinanderzusetzen“, so Cernko. Output ist eine Studie, deren Ergebnisse Cernko und Bofinger im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien präsentierten.

_„Der digitale Euro ist mehr als eine neue Zahlungstechnologie, nämlich ein grundlegender Eingriff in unser Geld- und Finanzsystem“_

Auch Peter Bofinger, Ökonom und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, hielt vor Ort fest: „Beim digitalen Euro geht es nicht nur um eine neue Zahlungstechnologie, es handelt sich vielmehr um einen grundlegenden Eingriff in unser Geld- und Finanzsystem und damit um eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.“ Zum einen begebe sich die Europäische Zentralbank (EZB) in ein Geschäftsfeld, das bisher rein privat von Banken und Zahlungsdienstleistern betrieben wurde. Aus ordnungspolitischer Sicht lasse sich das nur rechtfertigen, wenn ein Marktversagen identifiziert werden könne. Das sei bislang jedoch nicht gelungen.

Deshalb werde versucht, die Notwendigkeit des digitalen Euro mit makroökonomischen Argumenten zu begründen. In Anbetracht einer sinkenden Bargeldnutzung werde er als „monetärer Anker“ für die Funktionsfähigkeit des Zahlungssystems, die Finanzstabilität und das Vertrauen in die Währung benötigt. Es lasse sich, so Peter Bofinger, aber recht einfach herleiten, dass es für die Verankerung des Finanzsystems ausreicht, wenn die Geschäftsbanken Guthaben bei der Notenbank halten. Dafür brauche es keinen digitalen Euro.

Aus Sicht von Peter Bofinger gebe es zudem keine überzeugenden Anwendungsfälle für den digitalen Euro. Dazu kommt: „Wer nicht möchte, dass seine Zahlungen in irgendeiner Weise erfasst werden, wird auch weiterhin anstelle des digitalen Bargelds das altbewährte physische Bargeld verwenden.“
_Bofinger: „Allenfalls mit Mühe erkennbaren Vorteilen stehen erhebliche Kosten gegenüber“_

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